Berlinale-Tagebuch: “Taxi” von Jafar Panahi gewinnt den Goldenen Bären.

Erstaunlicherweise sind sich in diesem Jahr Kritiker und die internationale Jury bei der Preisvergabe sehr nahe gewesen.

Die Silbernen und Goldenen Bären der 65. Berlinale haben ein neues Zuhause gefunden – und die Berlinale ist und bleibt ein politisches Festival.

Mit “Taxi” von Jafar Panahi gewinnt ein großartiger Film, der neben seiner wunderbaren Story und Cinematografie auch ein Zeichen für die Meinungsfreiheit und gegen jegliche Repression ist. Darren Aronofsky würdigte den Film in seiner Ansprache als “einen Liebesbrief an das Kino, von einem Regisseur, der sich trotz Berufsverbot nicht unterkriegen lässt.“

Panahi konnte den Preis allerdings nicht entgegennehmen, da er im Iran unter Hausarrest steht. Die Jury übergab den Goldenen Bären stellvertretend an Panahis Nichte Hana Saeidi, die auch im Film mitspielt und sich unter Tränen bedankte.

Erstaunlicherweise sind sich in diesem Jahr Kritiker und die internationale Jury bei der Preisvergabe sehr nahe gewesen. Der Silberne Bär ging an den chilenischen Film “El Club” von Pablo Larrain, der den Missbrauch in der katholischen Kirche thematisiert.

Der Silberne Bär für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet (Alfred-Bauer-Preis,) wurde an “Ixcanul” von Jayro Bustamante verliehen.

Den Silbernen Bären für die Beste Regie bekam Radu Jude für “Aferim” und Malgorzata Szumowska für “Body”, eine schwarze Komödie über eine Magersucht-Erkrankung und Vater-Tochter-Beziehung. Szumowska nahm den Preis außerdem mit den Worten: “I’m a director, but I’m also a woman and I think that’s a great combination”, entgegen und brach so nochmal eine Lanze für die diesjährige feministischere Regie-Entwicklung der Berlinale.

Der silberne Bär für die beste schauspielerische Leistung ging an die beiden Hauptdarsteller Charlotte Rampling und Tom Courtenay, für ihre Darstellung im von den Kritikern hochgelobten “45 Years.”

Das beste Drehbuch ist aus Sicht der Jury “El Bóton de Nacar” von Patricio Guzmán. Die Jury um Aronofsky entschied sich in diesem Jahr außerdem dafür den Preis für herausragende Künstlerische Leistung doppelt zu vergeben. Hier wurde der deutsche Film “Victoria” und die Leistung für die Kamera an Sturia Brandth Grøvlen ausgezeichnet, der “Victoria” in nur einem Take gedreht hat.

Einen weiteren Silbernen Bären erhielt “Pod electricheskimi oblakami – Under Electric Clouds” von Evgenly Privin und Sergey Mikhalchuk, die ebenfalls für ihre Kamera-Leistung gewannen.

Der mit 50.000 Euro dottierte Preis der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF) wurde an Gabriel Ripstein für seinen Film “600 Miles” vergeben, ein Film über die durch Gewalt geprägte Grenzproblematik zwischen Mexiko und den USA.

Die diesjährigen Preisverleihung stand auch im Zeichen von Darren Aronofskys quasi-rebellischen Charakter. Der Jury-Präsident entschied sich dafür, die Preisverleihung gemeinsam mit der gesamten Jury – Daniel Brühl, Bong Joon-ho, Martha De Laurentiis, Claudia Llosa, Audrey Tautou und Matthew Weiner – 45 Minuten stehend auf der Bühne zu verbringen, um so ein Zeichen für die Einheit der Entscheidungen der Preisvergabe zu setzen. Aronofsky erklärte dies mit seiner charmanten Leichtigkeit so: “I think we’re probably lifelong friends now.”

Diese Jury, in der die Stimmung einfach von Anfang an zu passen schien, macht es auf jeden Fall allen schwer, die in den nächsten Jahren die Ehre haben werden Filme bei der Berlinale zu bewerten. Fast möchte man Aronofsky und seine neuen Freunde direkt fürs nächste Jahr erneut verpflichten.

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