Black Sabbath: Warum der Stream (k)eine Abzocke war
Black Sabbath im Livestream erleben? War streckenweise schon toll, aber auch ein bisschen Abzocke.
Gleich vorweg zum Black-Sabbath-Stream: Es war toll, dem Marathon von Black Sabbath und Freunden zumindest in irgendeiner Art und Weise beiwohnen zu können. Ein kostenpflichtiger Livestream? Prinzipiell eine tolle Sache. Und dennoch, irgendwie hatte man hier schon das Gefühl, einem ordentlichen Cashgrab aufzusitzen.
LIVEstream: Nope.
Das Wort „Live-Stream“ traf’s eigentlich gar nicht. Denn was hier kredenzt wurde, war in Wahrheit ein gut zwei Stunden zeitversetztes Konzertvideo. Wenn wir Ozzy & Co. also dabei zusehen, wie sie ein letztes Mal gemeinsam die Bühne betreten, ist die Sause in Wirklichkeit längst vorbei. Ja, das war vorher angekündigt und mag technische oder lizenzrechtliche Gründe haben. Trotzdem hatte man nicht das Gefühl, dabei zu sein. Man konnte im Internet bereits lesen, was vor zwei Stunden passiert war, aber jetzt gerade auf dem Bildschirm flackerte. „I was there?“? Wohl kaum, zumindest nicht mehr als bei einem nachträglich geschauten YouTube-Video.
Der Preis: 36 Euro für einen Stream.
Natürlich kosten Events Geld – niemand erwartet, dass so ein Abend für umme daherkommt. Aber fast 36 Euro nur für einen stark zeitversetzten Stream? Vor allem, wenn man bedenkt, dass man dafür weder exklusive Inhalte bekommt noch irgendeine Form der Interaktion – außer einen Chat, der aber auch ordentlich ruckelt. Gut, es geht auch schlimmer: Man hätte sich für ein paar Tausender einen Eistee mit Ozzy-DNA aufschwatzen lassen können. Dennoch: 36 Euro für den Livestream war einfach zuviel.
Wem der Stream noch nicht teuer genug war, der kann sich gleich neben dem Videofenster den offiziellen Event-Hoodie klicken – für nur 105 Euro. Schön ist der Hoodie nicht zwingend, aber man will ja was haben, um sich selbst zu zeigen, dass man da war. Wenn „da“ auch nur vor dem Laptop im Wohnzimmer bedeutet.
Black Sabbath im Stream: Und dann noch die technischen Probleme.
Viele User berichten im Chat von Problemen – von Glitches, Tonaussetzern, Standbildern und Abstürzen. Sicher, ein Teil davon geht auf das Konto schlechter Internetverbindungen zu Hause. Aber eben nicht alles. Auch bei mir lief der Stream nicht ohne Macken. Für das Geld sollte man zumindest ein stabiles, durchgehend funktionierendes Erlebnis erwarten dürfen. Wenn alles klappte, sah es gut aus. Aber es klappte eben nicht immer. Im Chat des Streams fluchten jedenfalls viele.
Wie der Sound war? Durchwachsen. Ja, Heavy Metal lebt von Gitarren. Aber dennoch hatte man manchmal den Eindruck, die Tontechniker interessieren nur die Gitarren. Bei Pantera zum Beispiel, da hörte man Rex Brown nur marginal, Zakk Wylde dafür umso mehr.
Und auch, dass man später einfach noch mal Wiederholungen durchstehen musste von Dingen, die man ja eh schon sah, war unnötig. Kontrovers wurden auch die Fundraiser-Einspieler im Chat wahrgenommen: Klar war das für die gute Sache, schrieb so mancher – aber könnte man nicht einmal, für 36 Euro, keine Werbung kriegen, selbst wenn er für die gute Sache ist? Am mühsamsten war es, als man sich auch die Fanvideos nochmal ansehen musste. Nichts gegen die Fan-Grüße, aber hier hätte es einfach kein Da Capo gebraucht.
Warum der Preis am Ende zumindest in einer Hinsicht verschmerzbar war: zumindest Teil der Einnahmen aus dem Livestream floss an wohltätige Organisationen, die Ozzy Osbourne persönlich am Herzen liegen – darunter Cure Parkinson’s, das Birmingham Children’s Hospital und das Acorn Children’s Hospice. Wie groß dieser Teil ist, verriet die Presseinfo zum Stream nicht, aber laut Veranstalter soll das Event ebenjene wohltätige Organisationen „unterstützen“.