Boateng und Lindemann schicken vergiftete Ostergrüße
Till Lindemann und Jerome Boateng grinsen um die Wette. Sehen sie sich als Gewinner der Debatte um Missbrauchsvorwürfe?

Leicht neben der Spur sehen sie aus, wie sie da am Ostertisch sitzen. Der eine grinst in die Kamera, der andere in eine andere Richtung. Der Tisch nur durch eine Kerze erleuchtet. Jerome Boateng und Till Lindemann. Vor ihnen eine Zeitung, die es gar nicht gibt: „ntv“. Auf dem Titel die Headline: „Von Lindemann bis Boateng – ‚Schuldig!’“.
„Frohe Ostern!“ heißt es dazu auf Instgram. Ganz so locker kann die Nummer aber nicht abgelaufen sein. Denn irgendjemand aus dem Team Boateng und Lindemann muss ja verpflichtet worden sein, sich diese Zeitung auszudenken und anzufertigen. Wahrscheinlich ist der Fernsehsender N-TV gemeint. Warum sie keine echte Zeitung angepinkelt haben? Vielleicht, weil eben keine Zeitung bis heute ein derartiges Pauschalurteil getitelt hat.
Das Ganze ist also ein wohl überlegter PR-Stunt der beiden Celebrities, die zu Recht im Dauerfeuer kritischer Berichterstattung stehen. Wie so einige Menschen, die auf Social Media Probleme mit Zeichensetzung haben, hat jemand aus dem Team Lindemann dazu noch ein Leerzeichen zwischen „Ostern“ und „!“ gesetzt.
Lindemann und Boateng auf X:
Die Message ist dennoch klar: Die bösen Medien haben Rammstein-Sänger Till Lindemann und Ex-Fußballstar Jerome Boateng grundlos verteufelt.
Für Jerome Boateng sind Ereignisse, die mit #MeToo in Verbindung gebracht werden, jedoch noch ein wenig aktueller als für Till Lindemann.
So richtig viel zu Grinsen dürfte Boateng eigentlich nicht haben. Seit Juli 2024 steht der Ex-Nationalspieler beim österreichischen Bundesligisten LASK unter Vertrag, kommt aber kaum zum Einsatz. Und das ist nur sein berufliches Manko. Als Privatperson stand Boateng vor Gericht. Ebenfalls im Juli 2024 wurde er wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Verwarnung mit Strafvorbehalt verurteilt. Er musste 100.000 Euro an zwei gemeinnützige Einrichtungen zahlen.
Ermittlungen wurden mangels hinreichenden Tatnachweises eingestellt
Vielleicht stellt er auf dem Osterfoto eine demonstrative Freude zur Schau, weil die Staatsanwaltschaft München I im März 2025 ein weiteres Verfahren gegen Boateng einstellte, das im Zusammenhang mit seiner verstorbenen Ex-Partnerin Kasia Lenhardt stand. Lenhardt beging Suizid. Die Ermittlungen wurden mangels hinreichenden Tatnachweises eingestellt.
Auch gegen Till Lindemann gab es Vorwürfe der sexualisierten Gewalt. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann im August 2023 eingestellt. Die Ermittlungen betrafen den Verdacht auf Sexualdelikte und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Einstellung erfolgte mangels hinreichenden Tatverdachts, da keine ausreichenden Beweise oder belastbaren Aussagen vorlagen.
Vorwürfe missbräuchlichen Verhaltens gegen Lindemann existieren bis heute. Die Plattenfirma Universal hat die Zusammenarbeit mit Rammstein pausiert. Und vor Konzerten der Band gibt es bis heute Demonstrationen. Till Lindemann feiert sich derweil für juristische Erfolge, etwa gegen seinen Buchverlag Kiepenheuer & Witsch.