Bon Jovi

Bremen, Weserstadion

Es gibt nicht viele Momente, in denen man die Zeit zurückdrehen und wieder so glücklich sein kann wie mit 16. Bei einem Blick ins Fotoalbum vielleicht, wenn man nicht über die lächerlichen Kleidungsstücke von damals stolpert. Filme wie „Breakfast Club“ funktionieren schon nicht mehr, weil sie so altbacken wirken. Bleibt nur Bon Jovi. Höre ich erschrockene Schreie? Höre ich Worte wie „Pudelrocker“ und „Hausfrauenschwarm“? Gilt nicht. Natürlich hört sich heute keiner mehr ihre Platten mit Leidenschaft an, aber auf der Bühne gibt es kaum eine überzeugendere Band. Wirklich. Alles, was einen stören müsste, fällt ab, wenn man die Energie dieser so simplen Melodien spürt. Nur für Sekunden registriert man Doppelkinne (bei Richie Sambora), tiefe Falten (beim sonst so jugendlichen Jon Bon Jovi) und Aluminium-Drumsticks (bei Tico Torres – benutzen nur Leute, die nicht mehr so draufhauen können). Dann ist alles wieder, wie es 1988 war.

Alles ist Rock, ist Spaß, ist Party, ohne prollig zu wirken. Nichts sieht einstudiert aus, nicht einmal die herzige Geschichte, die Jon übers Leben als „Filmstar“ in Hollywood erzählt, aus dem ihn die böse, böse Band weggerissen hat Natürlich weiß er, dass er auf keiner Leinwand je so gut wirken wird wie live. Mag sein, dass „Livin‘ On A Prayer“ und andere Hymnen nicht die Rockwelt verändert haben, aber sie kriegen jedes Stadion. Im Verbund mit seinen Kollegen, die sich blind verstehen, gelingt es Jon Bon Jovi, mich für zwei Stunden glauben zu lassen, dass hier die nächsten Stones stehen: eine Band, die ewig touren kann, auch wenn keiner mehr ihre neuen Songs hören will. Für die keine Bühne zu groß ist und kein Alter das richtige zum Abtreten. Auf dem Heimweg kommt mir der Gedanke schon wieder albern vor.

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