Bono berichtet in seinen Memoiren vom Tod seiner Mutter

„Wir waren drei irische Männer, und wir vermieden den Schmerz, von dem wir wussten, dass er kommen würde, wenn wir an sie dachten und über sie sprachen“, so der Musiker.

Am 01. November dieses Jahres erscheinen die Memoiren von Bono. Schon am Montag (19. September) hat das US-amerikanische Magazin „The New Yorker“ einen Auszug aus „Surrender: 40 Songs, Eine Geschichte“ abgedruckt. In dem Text rekapituliert der U2-Frontmann den Tod seiner Mutter: 1974 brach Iris Hewson bei der Beerdigung ihres Vaters aufgrund eines Hirn-Aneurysmas zusammen und starb wenige Tage später im Krankenhaus. Wie in dem Vorabdruck zu lesen ist, wurde in der Familie danach kaum über das Geschehene gesprochen: „Wir waren drei irische Männer, und wir vermieden den Schmerz, von dem wir wussten, dass er kommen würde, wenn wir an sie dachten und über sie sprachen“, so der Musiker.

Mit vierzehn verlor Bono seine Mutter

In dem Exzerpt schildert Bono die Aufruhr bei der Beerdigung seines Großvaters, nachdem seine Mutter mit 48 Jahren am Grab kollabiert war: „Ich sehe, wie mein Vater meine Mutter auf dem Arm durch die Menge trägt, wie eine weiße Snookerkugel, die ein buntes Dreieck durcheinander wirbelt. Er beeilt sich, sie ins Krankenhaus zu bringen“, erinnert er sich in übersetzten Worten. Er fährt fort: „‚Iris ist ohnmächtig. Iris ist in Ohnmacht gefallen.‘ Die Stimmen meiner Tanten und Cousinen wehen wie ein Windhauch durch die Blätter. ‚Sie wird schon wieder, sie ist nur ohnmächtig.‘“

Bono weiter: „Obwohl es Opas Beerdigung ist und obwohl Iris ohnmächtig geworden ist, sind wir Kinder, Cousinen und Cousins, die herumrennen und lachen. Bis Ruth, die jüngere Schwester meiner Mutter, durch die Tür stürmt. ‚Iris liegt im Sterben. Sie hatte einen Schlaganfall.‘“ Er selbst bewahrte Contenance: „Alle drängen sich um sie herum. Iris ist eine von acht aus Nr. 8: fünf Mädchen und drei Jungen. Sie weinen, jammern, kämpfen um das Stehen. Jemand bemerkt, dass ich auch hier bin. Ich bin vierzehn und seltsam ruhig. Ich sage den Schwestern und Brüdern meiner Mutter, dass alles in Ordnung sein wird.“

„Ihr Humor war so schwarz wie ihre dunklen Locken“

Auch die letzte Begegnung mit seiner Mutter schildert er eindrücklich: „Drei Tage später werden Norman und ich ins Krankenhaus gebracht, um uns zu verabschieden. Sie lebt, aber kaum noch … Ruth steht draußen vor dem Krankenhauszimmer und weint mit meinem Vater, dessen Augen noch weniger Leben in sich tragen als die meiner Mutter. Ich betrete das Zimmer im Krieg mit dem Universum, aber Iris sieht friedlich aus. Es ist schwer zu begreifen, dass ein großer Teil von ihr bereits gegangen ist.“

Bono schreibt, er habe zwar „nur wenige Erinnerungen“ an seine Mutter, aber ihr schallendes Lachen habe seine Kindheit geprägt: „Ihr Humor war so schwarz wie ihre dunklen Locken“. Der heute 62-Jährige führt den Wunsch, Rockstar zu werden, auf das Loch in seinem Herzen zurück, welches seine Mutter einst hinterlassen hat. Als wutentbrannter Teenager habe er sich der Musik zugewandt, um mit seiner Trauer fertig zu werden. Zahlreiche U2-Songs beziehen sich auf den Tod seiner Mutter – darunter „I Will Follow“, „Tomorrow“, „Out of Control“, „Mofo“ und „Iris (Hold Me Close)“.

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