Brett Anderson von Suede im Interview

Wir stellen jeden Mittwoch einen Act des diesjährigen Hurricane / Southside vor - heute die glamourösen Britpop-Vorreiter Suede. Torsten Groß sprach mit Brett Anderson.

In diesem Jahr finden die Festivals Hurricane und Southside am Wochenende vom 17. bis zum 19. Juni statt – präsentiert vom ROLLING STONE. Wir stellen ab sofort jede Woche in aller Ausführlichkeit einen Act des Line-ups vor – die großen ebenso wie die kleinen. Letzte Woche starteten wir mit den Foo Fighters, nun sprachen wir mit Brett Anderson – Sänger der wieder formierten Britpop-Vorreiter Suede. Außerdem werden wir ab nächste Woche die ersten Tickets verlosen.

Brett Anderson, seit einiger Zeit sind Sie wieder mit Ihrer alten Band Suede unterwegs. Was ist das für ein Gefühl?
Ein großartiges. Auf erstaunliche Weise fühlt es sich sehr gegenwärtig an. Es geht dabei nämlich keineswegs um Nostalgie. Die ganze Sache ist wahnsinnig aufregend. Es ist ja so: Wir haben großartige Songs, und großartige Songs erkennt man vor allem daran, dass sie zeitlos sind. Ich liebe diese Band und ihre Musik und bin sehr stolz auf das, was wir damals geschaffen haben.

Haben Sie versucht, Ihren alten Partner Bernard Butler für die Reunion zu begeistern?
Das ist eine komplizierte Geschichte. Als die Band auseinandergegangen ist, war Bernard ja schon nicht mehr dabei. Natürlich habe ich mit ihm darüber gesprochen, wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Aber ich glaube, in der jetzigen Phase seines Lebens ist er an solchen Dingen einfach nicht mehr interessiert. Er macht ja eine Menge spannender Sachen, produziert viel und so, da hat er ohnehin keine Zeit.

Wird es ein neues Suede-Album geben, oder belassen Sie es bei einigen Konzerten und wenden sich dann wieder Ihrer Solokarriere zu?
Wir arbeiten an neuen Songs. Allerdings sind wir in der glücklichen Lage, dies ohne jeden Druck tun zu können. Wir haben keine Plattenfirma im Rücken und folglich auch keine Deadline. Ich habe kein Verlangen danach, eine Platte zu veröffentlichen, einfach nur, um, nun ja, eine Platte zu veröffentlichen. Aber wenn wir ein paar tolle Songs fertig haben, werden wir wohl eine machen. Die Sache ist ja die: Man kann eine Weile mit alten Songs auf Tournee gehen, wenn man längere Zeit weg war, aber ab einem gewissen Punkt brauchst du neue Musik. Sonst kann man es auch wieder lassen.

Nun spielen sie diesen Sommer auf einigen Festivals, unter anderem beim Hurricane-Southside. Haben Sie selbst in Ihrer Jugend Sommerfestivals besucht?
Niemals. Ich hatte nie das Bedürfnis, mich drei Tage im Schlamm zu wälzen und konnte diese Massen und all die Veggie-Burger-essenden Menschen nicht ertragen. Das ist überhaupt nicht meine Sache. Ich stehe bei Festivals lieber auf der Bühne. Vor diesen riesigen Massen zu spielen, kann einen gewaltigen Energiefluss in Bewegung setzen. Das ist großartig und atemberaubend.

Was war demnach Ihr eindrucksvollstes Festivalerlebnis als auftretender Künstler?
Roskilde 1995. Das war kurz bevor wir mit Suede in Skandinavien so richtig groß wurden. Ein unvergessliches Erlebnis. Immer, wenn wir heute nach Dänemark kommen, werden wir auf diesen Auftritt angesprochen. Das war absolut unbeschreiblich.

Insofern haben große Festivalauftritte die Kraft, Karrieren zu beschleunigen, oder?
Absolut. Zumal man die einmalige Chance erhält, vor Leuten zu spielen, die einen noch nicht kennen. Oder sogar hassen. Das ist doch etwas sehr Besonderes, wenn es einem gelingt, Leute, die einen nicht mögen, umzustimmen …

Gibt es unverzichtbare Accessoires, die auf jeder Tournee dabei sein müssen?
Das wichtigste ist ein gutes Buch, sonst sind die endlosen quälenden Stunden der Warterei nicht zu ertragen. Außerdem brauche ich einen guten Tee. Es gibt eine ganz bestimmte Marke, einen Kräutertee. Wenn ich den nicht habe, kann ich nicht singen – sehr wichtig. Grundsätzlich gilt: Auf Tourneen muss man fit und voll da sein. In den Neunzigern haben wir unsere Rock’n’Roll-Träume ausgelebt und deswegen einen Haufen schlechter Konzerte gespielt. Heute spielen wir enorm kraftraubende, energiegeladene Shows, und um das tun zu können, muss man hundertprozentig fit sein.

Was wird bei Suede-Konzerten auf die Bühne geschmissen?
Auf die Bühne schmeißen sie nicht unbedingt viele Sachen. Aber früher gab es dieses Ritual bei unseren Konzerten, wo die Leute mir jedes Mal ein Stück von meinem Hemd vom Leib rissen, wenn ich mich Kontakt zum Publikum aufgenommen habe. Die alten Aufnahmen von damals zeigen, wie ich von Song zu Song immer weniger anhabe, bis am Ende nur noch ein paar Fetzen vom Hemd übrig blieben. Das geht aber natürlich nur bei kleineren Konzerten, bei diesen Riesendingern ist der Abstand zum Publikum ja relativ groß.

Inwiefern besteht hinter der Bühne bei diesen großen Festivals eine Konkurrenzsituation unter den auftretenden Künstlern?
Sagen wir: Das ist eine Art freundschaftlicher Wettbewerb. Hängt natürlich vom Einzelfall ab. Die meisten Leute kennt man ja. Man kann schlecht 20 Jahre in diesem Geschäft sein, ohne Freundschaften zu schließen. Aber es gibt natürlich auch seltsame Situationen, wo man bei einem Festival jemanden wiedertrifft, mit dem man sich irgendwann mal in den Haaren hatte oder über den man was Schlechtes im Interview gesagt hat. Man versucht dann, sich aus dem Weg zu gehen, was bei diesen überschaubaren Backstage-Bereichen natürlich nicht so einfach ist.

Was machen Sie hinter der Bühne bei längeren Wartezeiten?
Es gibt ein altes Playstation-Spiel namens Wipeout, ein Rennspiel, sehr vintage. Das spielen wir zurzeit oft, wenn wir lange irgendwo warten müssen. In den Neunzigern haben wir in solchen Situationen übrigens Black Jack gespielt.

Werden Sie sich auf dem Hurricane/Southside andere Bands ansehen?
Auf jeden Fall! Arcade Fire habe ich schon sehr oft gesehen, eine fantastische Live-Band. Vor allem interessieren mich die Arctic Monkeys, die hab ich überhaupt noch nie gesehen. Aber auch Portishead und einige andere sind toll!

Was können wir von Suede beim Hurricane/Southside erwarten?
Jedenfalls keine Gimmicks und irgendwelche Gäste oder dergleichen. Wir bieten eine hochenergetische Rockshow, und ich finde, wenn man sich so ins Zeug legt, lenken effekthascherische Einlagen nur ab.

Hier noch ein paar Suede-Classics:

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Das bisherige Line-up des Hurricane / Southside 2011:
Foo Fighters ·  Blink-182 ·  Arcade Fire ·  The Chemical Brothers ·  Portishead ·  Arctic Monkeys ·  Kaiser Chiefs ·  My Chemical Romance ·  Clueso ·  The Hives ·  Suede ·  Kasabian ·  The Subways ·  Gogol Bordello ·  Flogging Molly ·  Elbow ·  The Wombats ·  Jimmy Eat World ·  Sublime With Rome ·  Two Door Cinema Club ·  Boysetsfire ·  Monster Magnet ·  The Kills ·  Lykke Li ·  Selig ·  Kashmir ·  Glasvegas ·  Band Of Horses ·  The Sounds ·  Bright Eyes ·  Sum 41 ·  All Time Low ·  Klaxons ·  Eels ·  Sick Of It All ·  Parkway Drive ·  William Fitzsimmons ·  Blood Red Shoes ·  Jupiter Jones ·  I Blame Coco ·  Irie Révoltés ·  Young Rebel Set ·  I Am Kloot ·  Friendly Fires ·  Darwin Deez ·  Comeback Kid ·  Converge ·  The Asteroids Galaxy Tour ·  Portugal. The Man ·  Warpaint ·  The Vaccines ·  An Horse ·  Pulled Apart By Horses ·  Kvelertak ·  You Me At Six ·  Brother ·  Tame Impala ·  Cloud Control ·  Miles Kane ·  Yoav · Digitalism Live ·  Crookers ·  Trentemøller ·  A-Trak ·  Hercules and Love Affair ·  Frittenbude ·  Egotronic

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