Brian Wilson litt unter Demenz – dennoch Fragen zur Todesursache
Demenz kann verschiedene Folgen haben, die zum Tod führen.
Mit dem Tod von Brian Wilson verliert die Musikwelt einen der größten Songwriter des 20. Jahrhunderts. Der Beach-Boys-Gründer starb im Alter von 82 Jahren. Mehr als ein Jahr, nachdem ein kalifornisches Gericht ihn unter Vormundschaft gestellt hatte. Wilson litt laut Gerichtsdokumenten an einer „schweren neurokognitiven Störung“, einer fortgeschrittenen Form der Demenz, die sein Leben zunehmend bestimmt hatte.
Diese Folgen hat Demenz
Demenz selbst ist keine unmittelbare Todesursache, doch im fortgeschrittenen Stadium führt sie oft zu schwerwiegenden Komplikationen, die letztlich zum Tod führen. Besonders häufig sind Infektionen wie Lungenentzündungen, die durch einen gestörten Schluckreflex entstehen können – sogenannte Aspirationspneumonien. Auch Mangelernährung, Flüssigkeitsmangel und allgemeine körperliche Schwäche spielen eine zentrale Rolle, da Betroffene im Verlauf der Krankheit zunehmend die Fähigkeit verlieren, selbstständig zu essen, zu trinken oder sich zu bewegen. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für Stürze und Verletzungen. In vielen Fällen sterben Menschen mit Demenz an einer Kombination aus diesen Faktoren – der Körper baut langsam ab, grundlegende Funktionen versagen, und schließlich kommt es zu einem stillen, aber unumkehrbaren Rückzug aus dem Leben.
Brian Wilson konnte sich nicht mehr um sich selbst kümmern
Bereits im Februar 2024 beantragten Wilsons langjährige Managerin Jean Sievers und seine Geschäftsführerin LeeAnn Hard die rechtliche Vormundschaft. Der Antrag kam nach dem Tod von Melinda Ledbetter – Wilsons Ehefrau, Vertraute und wichtigste Bezugsperson. Die Vormundschaft bezog sich ausschließlich auf medizinische und persönliche Belange, nicht auf sein Vermögen, das weiterhin in einem Treuhandfonds verwaltet wurde.
Laut der ärztlichen Stellungnahme von Dr. Stephen S. Marmer, Professor für Psychiatrie an der UCLA, war Wilson zu diesem Zeitpunkt nur noch begrenzt in der Lage, seinen Alltag zu bewältigen. Er sei leicht ablenkbar, äußere sich oft inkohärent und irrelevante Aussagen seien keine Seltenheit mehr. Auch das emotionale Gleichgewicht des Musikers war empfindlich gestört – nicht zuletzt durch den Verlust seiner Frau.
Sein langjähriger Freund Jason Fine, der mit Wilson an dem Dokumentarfilm „Long Promised Road“ gearbeitet hatte, berichtete noch kurz vor seinem Tod von gemeinsamen Gesprächen: „Ich habe Brian ein paar Tage nach dem Tod seiner Frau besucht und Zeit mit ihm verbracht. Er war traurig, aber typisch stoisch. Wir verbrachten Zeit damit, uns Clips vom Dachkonzert der Beatles anzusehen. Er sagte mir, er würde sich gerne ablenken und zu einem Spiel der Lakers gehen.“
Wie äußerte sich die Demenz bei Brian Wilson?
Demenz ist eine Krankheit, die sich oft über Jahre hinweg entwickelt – schleichend, aber unerbittlich. In Wilsons Fall führte sie zum vollständigen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Seit Juli 2022 hatte er keine Konzerte mehr gegeben, obwohl er sein Leben lang auch als Solokünstler aktiv war. Die Diagnose Demenz wurde öffentlich nie groß thematisiert – bis zur Vormundschaftsverhandlung 2024.
In seinem letzten Lebensjahr war es das Ziel der Familie und seiner Betreuern, Brian Wilson Stabilität zu bieten: keine extremen Veränderungen, kein Umzug, keine Isolation. Die Pflege durch das vertraute Haus-Team, der Kontakt zur Familie und eine strukturierte Umgebung sollten dem Beach-Boys-Genie ermöglichen, in Würde zu leben – und zu sterben. Denn Demenz ist nicht heilbar.