Bruce Springsteen: Die besten Veröffentlichungen aus der „Archive Series“ (5): Apollo Theater 03/09/12

„The hardest working white man in show business“ präsentierte sich und seine neu aufgestellte E Street Band in absoluter Spiellaune, die sich durch ein Repertoire von Klassikern, neuen Songs und Coverversionen arbeitet.

Aktuell 43 Live-Mitschnitte, aufgenommen zwischen 1975 und 2013, bietet Bruce Springsteen auf seiner Website in der „Archive Series“ in verschiedenen Formaten zum Download an. In der Regel erscheint am ersten Freitag jedes Monats eine neu abgemischte Archiv-Show.

Welches Konzert hatte die schönste Setlist? Wo war der Sound am besten? Ein Springsteen-Guide als Serie, zum 70. Geburtstag des Musikers: Aufnahmen, die man kennen muss.

Die Autoren:

Lutz Göllner ist Redakteur im Medienressort der Berliner Stadtmagazine „zitty“ und „tip“. Bei einem USA-Aufenthalt hat er 1974 erstmals Springsteen gehört, fühlte sich als Kind und Jugendlicher immer wie ein Loser, bis er merkte: Er selber ist die Hauptfigur in Springsteens epischen Songtexten – über Loser. Er hält „Darkness On The Edge Of Town“ für die beste LP aller Zeiten.

Erik Heier ist stellvertretender Chefredakteur von „tip“ und „zitty“, erlebte 1988 in Weißensee sein erstes Springsteen-Konzert, musste aber 28 Jahre ausharren, bis er endlich seinen Lieblingssong „Backstreets“ bei seiner elften Show live zu hören bekam. Jetzt wartet er noch auf „Lost in the Flood“.

Bruce Springsteen: Die besten Veröffentlichungen aus der „Archive Series“ (5): Apollo Theater 03/09/12

von Lutz Göllner

Und so begann es!

Am 9. März 2012 gaben Bruce Springsteen und seine E Street Band ein Konzert im legendären Apollo Theater in New York City, der Heimat des Soul. Anlass der Show war der zehnte Geburtstag des Satellitenradio-Anbieters Sirius XM, bei dem zufälligerweise Springsteens ältester Sohn Evan James Musikredakteur ist und bei dem der springsteeneigene Sender E Street Radio läuft. Karten für den 1.500 Menschen fassenden Konzertraum konnten nicht gekauft, sondern nur gewonnen werden. Das Konzert wurde live übertragen und dank digitaler Technik kursierte die Aufnahme in Folge zweieinhalb Jahre lang in hervorragender Qualität – sieht man mal von zwei kurzen Tonaussetzern ab – im Internet.

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In der Zwischenzeit hatte das Springsteen-Management einen Output-Deal mit dem Streamingdient nugs.net, der schon seit Jahren mit Pearl Jam zusammen arbeitete (und inzwischen Metallica und sogar Jack White akquirieren konnte), abgeschlossen: Nahezu jedes Konzert der „High Hopes“-Tour, die vom Januar bis Mai 2014 von Südafrika über Australien und Neuseeland in die USA führte, konnte über nugs.net als Download und/oder CD gekauft werden. Ein Riesenerfolg und eine Einnahmequelle, die Springsteen vom Vertriebsweg durch eine Plattenfirma unabhängig machte. Und so begann mit diesem Download im November 2014 – neu abgemischt von Bob Clearmountain – das Archive-Programm, das bis heute 44 Konzerte aus allen künstlerischen Phasen Springsteens umfasst.

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„The hardest working white man in show business“ präsentierte sich und seine neu aufgestellte E Street Band (mit Bläsersection und einem Chor) an diesem Abend in absoluter Spiellaune, die sich durch ein Repertoire von Klassikern, neuen Songs und Coverversionen arbeitet. Kein typisches Springsteen-Konzert – Fan-Favoriten wie „Born To Run“ und „Hungry Heart“ fehlen – aber eines, das die Kompetenz dieser Band dokumentiert, die das eigentlich zu Tode genudelte „Thunder Road“ mit der gleichen Emotionalität über die Bühne bringt, wie den ganz neuen Blues/Rap „Rocky Ground“. Und da das Apollo bekanntlich ein berühmter Konzertort hauptsächlich für Soul-Musiker war, die Heimat der Soul-Götter, gibt es in der Mitte des Konzerts eine lange Hommage an die Temptations und Smokey Robinson, inklusive einer Turneinlage des damals 62-jährigen Springsteen, der von der Bühne auf einen der Balkone kletterte.

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Es gibt Momente, bei denen einem auch beim Zuhören die Tränen in die Augen schießen könnten. Zwei Songs lang hält sich Jake Clemons im Hintergrund, erst bei „Badlands“ kommt er nach vorne und spielt das Saxophon-Solo seines Onkels nach. Die Fackel wurde weiter gegeben. Während „My City Of Ruins“ stellt Springsteen die Mitglieder der Band vor und endet mit der Erinnerung an die verstorbenen Mitglieder der E Street, Danny Federici und Clarence Clemons. „Wenn ihr hier seid und wir hier sind, dann sind auch sie da“, wiederholt er immer und immer wieder wie ein Mantra.

Und dann gibt es diese Sequenz während „Tenth Avenue Freeze Out“ – „… and the Big Man joined the band …“: Die Band pausiert und Bruce hält das Mikro ins Publikum, das ein letztes Mal den Namen brüllt, „Clarence! Clarence! Clarence!“ Ein Gottesdienst, eine Feier des Lebens.

Und ganz zum Schluss das Versprechen „Hold On I’m Coming“, nach Atlanta und Boston, Barcelona und Berlin,  Helsinki und East Rutherford … um uns alle zu retten.

Set List

We Take Care of Our Own / Wrecking Ball / Badlands / Death to My Hometown / My City of Ruins / The E Street Shuffle / Jack of All Trades / Shackled and Drawn / Waiting on a Sunny Day / Promised Land / Mansion on the Hill / The Way You Do the Things You Do – 634-5789 / The Rising / We Are Alive / Thunder Road / Rocky Ground / Land of Hope and Dreams / Tenth Avenue Freeze Out – Hold On I’m Coming

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