CASS McCOMBS: Man muss bloß pervers genug denken

Natürlich kann einer wie Cass McCombs nicht gut damit leben, dass er in eine Ecke gestellt wird mit Leuten wie Adam Green, Conor Oberst und vielleicht Sufjan Stevens. Schließlich ist der Sound, den der aus Baltimore stammende Singer-Songwriter auf bisher zwei Veröffentlichungen sukzessive entwickelt, eher am England der späten 60er (und manchmal frühen 80er) Jahre orientiert und trotz der zurückhaltenden Art wenig folkloristisch.

Und doch ist McCombs mit dem Phlegma in der Stimme, den brüchigen Arrangements und immer leicht unfertigen Liedern den genannten Kollegen ein Bruder im Geiste. „Es geht bei mir um eine Art perverses Denken“, versucht McCombs einigermaßen widerwillig eine Positionierung, „man muss lernen, das Hässliche und Schräge anzugucken, muss die Dinge in Bewegung halten und in Frage stellen. Anders kann man ja nicht mehr ernsthaft leben wollen. Das ist wohl schon so eine Art neuer Moral.“

Auf Cass McCombs neuer Platte „Prefection“ ist diese Moral auch in der Musik allgegenwärtig:

Wackelige Trommeln, riesig verhallte Vocals, Farfisa-Orgeln und windschiefe Gitarren setzen zehn gar nicht mehr so phlegmatische Lieder überraschend elektrisch in Szene. Manchmal klingt das, als hätte Joe Boyd im Swinging London einen amerikanischen Folk-Sänger produziert, plus Verweise auf Johnny Marr und die Smiths. „Ich bin noch lange nicht mit dem Verändern fertig“, verwehrt sich McCombs einer stilistischen Festlegung und droht für die nahe Zukunft eine Elektro-Platte an: „Wenn man immer nur Gitarre spielt und dazu singt, ist man kein Künstler. Man ist dann bloß ein Witz.“ So nun auch wieder nicht.

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