Crossing Over

Bewegendes Drama über die Schwierigkeiten von Immigranten in den USA Crossing Over 3,5 Harrison Ford, Ashley Judd Regie: Wayne Kramer

Auf Eroberung und Einwanderung gründen sich die Vereinigten Staaten von Amerika. Keine andere Nation ist dadurch über die Jahrhunderte derart prägnant zum Treffpunkt für die Welt geworden. Die einen suchten Gold, die anderen einfach ihr Glück, aber um Geld geht es noch heute immer, wenn es Menschen dorthin zieht. Der amerikanische Traum als Versprechen für grenzenlose Möglichkeiten, den die USA wiederum selbst hinaus in die Welt tragen, sorgt für ungebrochene Anziehungskraft. Er ist auch das wichtigste Bindeglied zwischen Einwanderer-Kulturen, das trotz Diskriminierungen, Konflikten und Unruhen das Land zusammenhält.

Doch die Zuwanderung ist zunehmend schwieriger geworden, vor allem der illegale Zustrom von Tausenden Mexikanern bestimmt die Politik, zuletzt im Wahlkampf zwischen John McCain und Barack Obama. Das Misstrauen der Behörden gegenüber Muslimen ist seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gewachsen. Von all dem, von der Sehnsucht, den Schwierigkeiten und Schicksalen auf dem langen Weg nach Amerika erzählt jetzt der in Südafrika geborene Regisseur Kramer mit seinem vierten und bisher ambitioniertesten Film in mehreren bewegenden Episoden, die sich in Los Angeles kreuzen.

Da ist der altgediente Cop Max (Harrison Ford), der täglich Razzien in Fabriken mit Arbeitern ohne Aufenthaltsgenehmigung durchführt und sich um einen mexikanischen Jungen kümmert, den seine Mutter zurücklassen musste. Sein Partner Hamid (Cliff Curtis) ist als ältester Sohn iranischer Einwanderer in Amerika aufgewachsen und überzeugter Moslem. Seine Familie geißelt das freizügige, allzu „amerikanische“ Benehmen der jungen Schwester. Cole (Ray Liotta) verspricht als Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde der blonden australischen Schauspielerin Claire (Alice Eve), deren Touristenvisum abgelaufen ist, gegen Sex die Green Card zu verschaffen. Seine Frau Denise (Ashley Judd) ist Anwältin und will die Ausweisung einer muslimischen Schülerin verhindern: Sie hatte in einem Aufsatz über 9/11 nicht die Tat, aber die Motive der Attentäter verteidigt und war so ins Visier des FBI geraten.

Aufgelockert wird diese Tragik durch die Geschichte des britischen Musikers Gavin (Jim Sturgess), der sich als orthodoxer Jude durch einen Aufnahmetest flunkert.

Kramers zweistündiges Drama ähnelt formal „L.A. Crash“, „Traffic“ und „Babel“, ohne ganz deren stilistische Meisterschaft zu erreichen. Auch erscheinen manche Charaktere und Storys auf den ersten Blick zu stereotyp, sind die Querverweise unter den Figuren etwas konstruiert. Im Verlauf aber bricht Kramer mit vielen Klischees und bewahrt sich eine hohe Authentizität, indem er keine plumpen Happy Ends setzt. So verhindert Bürokratie das Verständnis für den Einzelnen, und zeigt ein Ehrenmord den schmalen Grat, auf dem sich Fundamentalismus und Moderne begegnen.

Und dann gibt es noch den asiatischen Wäschereibesitzers, dessen Sohn gegen den Stolz auf den amerikanischen Traum rebelliert. Eine neue Staatsbürgerschaft heißt noch lange nicht, auch eine neue Identität annehmen zu können.

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