Daniel Radcliffe – Die Ruhe vor dem Sturm

Wie bereitet sich ein Schauspieler wie Daniel Radcliffe auf den Auftritt vor? Eine neue Londoner Ausstellung zeigt es.

Der Blick ist glasig, auf den unsichtbaren Punkt im Nichts gerichtet, und die Glückwünschkarten am Spiegel betonen noch zusätzlich, wie unsagbar allein der junge Mann in diesem Moment ist. Allein? Nicht ganz. Als Daniel Radcliffe kurz vor einer der Broadway-Aufführungen von Peter Shaffers Theaterstück „Equus“ stille Einkehr feierte, war der Fotograf Simon Annand mit in der Garderobe. Und schoss dieses Bild, in dem man Radcliffe gerne die Konzentration und Entschlossenheit ansehen würde – auch wenn die Fantasie dazu nicht reicht. „The Half“ hat Annand sein Projekt genannt, nach der berühmten halben Stunde vor dem Vorstellungsbeginn, in der sich jeder Theaterschauspieler auf andere Art fit fürs Stück macht: verkrampft, zerstreut, still. Große Mimen wie Anthony Hopkins, Daniel Day Lewis oder Charlotte Rampling hat er in diesen Momenten fotografiert, nicht zu ihrem Nachteil: „Wenn Schauspieler dabei sind, in einen Charakter abzutauchen, sind sie am fotogensten“, urteilt der Künstler, „weil man ihnen in den Momenten den tiefen Thrill ansieht, der sie zum Beruf getrieben hat.“

Das Buch „The Half“ hat Annand daraus schon gemacht, eine noch größere Auswahl seiner Theater-Backstagebilder wird vom 24. Februar bis 8. April in der Idea Generation Gallery in London gezeigt, unter anderem auch mit Fotos von Cate Blanchett, Jude Law, Vanessa Redgrave und Martin Sheen. Also regulären Filmschauspielern, die sich im Theater ausnahmsweise dem besagten Thrill ausliefern. „In einer Zeit, in der immer alles wiederholt werden kann, nur eine einzige Chance zu haben, hat etwas Romantisches und Heroisches“, sagt der Fotograf. Und auch Radcliffe war live ja genial, wie man hört. jh

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