Das Lebenswerk

Die Foo Fighters setzten sich zum Ziel, ein klassisches Album aufzunehmen

Bisweilen muß Dave Grohl das Gefühl haben, in einer Welt der Ewiggestrigen gefangen zu sein. Wie neulich, als er bei MTV in Berlin zu Gast war, um über das jüngste Foo-Fighters-Album „In Your Honor“ zu sprechen. „Ich hätte hellhörig werden müssen, als sie mich nach ein paar Sätzen fragten, ob ich Elvis mag, aber ich sagte nur: ,Na klar, er ist doch der King'“, erinnert er sich. „Nach dem Elvis-Clip tauchte dann auf einmal ein Bild von Kurt (Cobain) auf dem Monitor auf, und man eröffnete mir, daß es in der Sendung um tote Rockstars ging!“ Aus der Fassung bringen können ihn die Anspielungen auf die N-Band allerdings genauso wenig wie der hoffnungslos überzogene Interview-Zeitplan. Dann sprechen er und seine Kollegen mit dem ROLLING STONE eben im Auto auf dem Weg zum Flughafen Schönefeld, wo der Privatflieger gen Paris bereits wartet.

„Ich habe Probleme, mir eine Band als langfristiges Projekt vorzustellen. Mit der Musik an sich ist das anders, da kann man sicher sein, daß sie immer da sein wird. Unser Ziel war es deshalb, ein Album zu machen, das uns als Foo Fighters gewissermaßen a lifetime of music sichern würde. Deshalb war uns klar, daß wir uns dieses Mal mehr würden öffnen müssen.“ Während einige der früheren Foo Fighters-Platten entstanden, um die Band über Wasser zu halten, und andere nichts weiter waren als Zwischenstationen auf dem Weg zu Größerem, bezeichnet Grohl das neue, über 80-minütige Mammutwerk als die definitive Foo Fighters-LP, eingespielt mit der ebenfalls endgültigen Besetzung, „der letzten, bevor wir uns auflösen“, wie Drummer Taylor Hawkins es ausdrückt.

Ein Doppelalbum mußte her; das auf der ersten Platte mit dem typischen Foo-Fighters-Rocksound und zwei ihrer besten Stücke seit langem – „Best Of Me“ und „Resolve“ – aufwartet und dem Quartett auf der zweiten die Chance bietet, unplugged ungewohntes Terrain zu betreten. Daß Grohl ausgerechnet bei dem etwas an „Something In The Way“ erinnernden „Friend Of A Friend“ alleine zu hören ist, sei Zufall, beteuert Bassist Nate Mendel: „Die erste Idee für die Akustikplatte war, daß David sie zunächst alleine aufnehmen sollte und wir nachher schauen würden, was den Songs noch fehlt. Letzten Endes haben wir dann fast allen Stücken etwas hinzugefügt. Um aber die ursprüngliche Idee nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, haben wir es hier bei einer Gitarre und einer Stimme belassen.“

Schließlich nennt Grohl Led Zeppelins „Physical Graffiti“ als größte Inspiration auf dem Weg zu seinem eigenen Doppelalbum, unerwarteter dagegen schon, daß Grohl die Bossanova-Nummer „Virginia Moon“ mit Norah Jones trällert. „Wir bekommen nun garantiert einen Grammy – bei dem Scheiß hat sie ein Abo!“

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