Das waliser Pop-Trio STEREOPHONICS ist Hoffnungsträger des Branson-Labels

Zweifel sind so einem wie Richard Branson natürlich fremd. Dank seinen Firmen hat der Entertainment-Mogul so viel Geld gemacht, daß er sich um sein Hobbyprojekt V2 Records nicht allzuviel Sorgen machen muß. Bei besagter Firma erschien zwar seit Gründung vor einem Jahr allerlei Kleinkram, höchst sympathisch und unverkäuflich, aber irgendwann muß ja auch mal eine Titelstory her. Eine, die nicht nur vom Chef, seiner Aura und seinem Erfolg handelt – nein, eine, die seine neue Firma mal als ernstzunehmenden Faktor eines immer härter umkämpften Marktes ausweist.

Und die Stereophonics müssen das ausbaden, denn: „They have potential, they are just great.“ Sagt Richard Branson bei einer Launching Party in die Kamera und lächelt dabei, ab sei ihm das irgendwie auch egal. Außerdem, fügt er ein bißchen betrunken hinzu, sei alles wie vor 25 Jahren, als er Mike Oldfield entdeckt hat. Und der sei ja auch unheimlich erfolgreich geworden.

Nee, die Stereophonics sind nicht zu beneiden. Auch ihnen ist jeder Zweifel fremd. Aber wo sollte der schon herkommen, wenn man seit seinem sechsten Lebensjahr in dem walisischen Kaff Cwmaman von einer Karriere im Rockbiz träumt und dann urplötzlich – nicht mal ein Album ist auf dem Markt – das Vorprogramm für The Who im Londoner Earl’s Court bestreiten darf. So wie’s dem Trio im letzten Winter blühte, nachdem es bei V2 unterschrieben hatte. Alle Welt kümmerte sich plötzlich um die Stereophonics – weil Richard Branson sich um sie kümmerte. Das erinnert an die amerikanischen eels, die ja auch erst einmal nur Beachtung fanden, weil sie die erste Band auf dem von den drei Hollywood-Mogulen Spielberg, Geffen und Katzenberg gegründeten Label DreamWorks waren. Doch die Musik der eels, das sollte den drei Walisern Mut machen, stand irgendwann für sich.

Jungen Menschen in Cardiff hingegen war’s schon immer egal, bei welcher Plattenfirma ihre Helden unter Vertrag stehen. Anfang des Jahres konnte ich mir vor Ort ein Bild davon machen. Auf der Bühne einer altehrwürdigen, aber aufgeheizten Aula standen die Stereophonics und sangen vom sattsam bekannten Leben zwischen Pub und Arbeitsamt und den etwaigen Fluchtmöglichkeiten daraus. Sänger Kelly Jones, dessen energisch dreinschauenden Augenbrauen keinen Zweifel zulassen, steht für die Lebbarkeit dieser Möglichkeit Die nennt sich Pop und ist in Wales, der verarmten, aber traditionsbewußten Halbinsel im Westen des Landes, vielleicht noch verlockender als sonstwo im Königreich. Und die Stereophonics wären nicht die erste Band, die den Betrieb von dort aus vereinnahmen. Seit den Manie Street Preachers kann die Herkunft aus dem Abseits sogar als Plus gelten.

So läßt sich das Leben retten, so läßt sich ein Album einspielen: ein korrekter Akkord, zwei korrekte Zeilen, das ganze dreimal korrekt wiederholt Auf dem gerade erschienen Debüt-Album „Word Gets Around“ kommen die Stereophonics so immerhin auf drei korrekte Hits.

Und auch wenn sie nicht so viele Platten verkaufen wie Mike Oldfield, haben sie eine Menge erreicht: Den Namen ihrer walisischen Heimatstadt Cwmaman hätte der zentralistische „New Musical Express“ ohne sie nie in eine Überschrift gehoben. Dirty Business, ganz korrekt.

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