David Garrett: „Brahms und White Stripes – das ist dasselbe Niveau“
Der Stargeiger über sein neues Album, die Genialität von Ed Sheeran und den Mythos Wunderkind
Er hat alle Rollen schon einmal durch: Er war der Frühvollendete, das Wunderkind, die Diva, das Genie, der „Teufelsgeiger“, Schönling und Schwiegermutterliebling, Provokateur und Bohemien, gefallener Engel und geläuterter Maestro. Verehrt, gehasst, belächelt. Und, ach ja, wahnsinnig erfolgreich.
David Garrett füllt Arenen rund um den Globus. Auf seinem neuen Album „Millennium Symphony“ setzt er sich mal wieder genüsslich zwischen die Stühle der Hoch- und Unterhaltungskultur und interpretiert 25 Songs aus den letzten 25 Jahren, von Rihanna bis The Weeknd, von Avicii bis The White Stripes. Die Rolle des Vermittlers hat Garrett noch nicht ausgeschöpft: „Auf Leute zugehen mit etwas, das sie gut kennen, um sie dann für anderes zu gewinnen – das halte ich für extrem wichtig“, sagt der 44-Jährige.
Sie haben schon einige Alben mit Rock- und Popsongs aufgenommen. Was ist diesmal anders?
Die Songs sind aktueller. Mein Anspruch war, Songs zu finden, die die Qualität von Sachen aus den Sechzigern und Siebzigern haben. Songs, die frisch geblieben sind und für mich eine Wertbeständigkeit haben.
Nach welchen Kriterien haben Sie ausgewählt?
Man muss zunächst einmal etwas toll finden, etwas, das mit einem schon eine ganze Zeit lang lebt. Dann analysiert man das Original: Warum gefällt mir das? Und schließlich die Frage: Wie kann ich es so verändern, dass es einen Wiederkennungswert hat und trotzdem eine eigene Identität? Und natürlich habe ich auch mal auf die Streaming-Zahlen geschaut. Ich wollte ja nicht lauter Stücke nehmen, die keiner kennt. Sondern Popularität und Qualität in gleichem Maße.
Gibt es denn heute noch Songs, die jeder kennt?
Klar. Zum Beispiel „Blinding Lights“ von The Weeknd oder „Flowers“ von Miley Cyrus. Das sind Nummern, die haben viele Klicks und werden trotzdem im Radio gespielt. Es gibt also noch diesen Mittelwert, der über drei Generationen läuft. Ich habe in Deutschland ein etwas etablierteres Publikum, im Ausland ist es viel jünger. Dementsprechend muss ich mir Gedanken machen, was für alle funktioniert.
Haben Sie ein Lieblingsstück auf „Millennium Symphony“?
(Stöhnt, überlegt lange.) Ed Sheeran, „Shape Of You“. Ganz einfache Nummer, genial gelöst. Tolle Melodie. Drei Harmonien, über drei, vier Minuten spannend gestaltet. Und „Welcome To The Black Parade“ von My Chemical Romance. Das ist für mich das „Bohemian Rhapsody“ der 2000er.
Sie covern auch Rammstein. Die Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs haben Sie nicht abgeschreckt?
Ich bin kein Freund von Cancel Culture. Wir leben in einem Rechtsstaat. Wenn Beweise auf dem Tisch liegen, dann passiert auch etwas. Aber wenn alles im Sand verläuft, müssen wir auch endlich mal aufhören, Leute zu verurteilen. Eine nicht bewiesene Geschichte und für immer schuldig – das geht nicht.
Als Crossover-Performer erfährt man weder von der Klassik- noch von der Rock/Pop-Seite besonders viel Anerkennung. Nagt das an Ihnen?
Ich will nicht sagen, dass es mich kaltlässt, aber ich kann damit gut leben. Dem einen gefällt meine Hose nicht, dem anderen nicht, was ich spiele. Man kann nicht von allen geliebt werden.
Hatten Sie als Kind und Jugendlicher Zugang zu Popkultur?
Das kam erst später. Meine Eltern waren fokussiert auf Klassik. Ich bin sozusagen mit Klassik indoktriniert worden. Aber die Ausbildung, vor allem an der Juilliard School, hat mir den immensen Vorteil verschafft, selbst komponieren und arrangieren zu können. Eine eigene DNA im Sound zu entwickeln. Es ist der größte Luxus eines Instrumentalisten, nicht zwingend auf andere Menschen angewiesen zu sein, die für einen kreieren.
Sie mussten bereits als Kind unglaubliche Leistungen erbringen. Wollen Sie deshalb immer mal wieder aus dem Klassik-Korsett ausbrechen?
Am Anfang war das sicher ein Stück weit Befreiung: Ich mache jetzt, worauf ich Lust habe. Aber dann wurde es viel mehr. In der Klassik ist man immer der Diener des Genies und muss alles machen, was der Komponist vorgegeben hat. Diese Grenzen erweitere ich durch die Möglichkeit, Songs so zu inszenieren, als wenn ich sie selbst geschrieben hätte.
Mal Hand aufs Herz: Sind all die Songs für einen Musiker mit Ihren Fähigkeiten nicht Pillepalle?
Nicht unbedingt. (Holt seine Geige und spielt ein paar Takte Brahms und White Stripes.) Das ist ein Niveau. Ich arrangiere es für die Geige auf demselben Level. Man kann alles machen. Es kommt nur darauf an, wer es macht. Wenn Pavarotti „Hänschen klein“ singt, ist es geil.
Schafft man es in Ihrem Metier nur mit Drill und Fleiß bis ganz nach oben?
Ja. Man kann sicher fragen: Ist eine Höchstleistung es wert, ein Stück Kind- heit einzubüßen? Aber einen leichteren Weg gibt es nicht. Und das ist in jedem Bereich so, wenn es um die Top 0,001 Prozent geht. Nehmen wir Mozart: Dieser Mythos vom Wunderkind ist natürlich eine unglaubliche Beschönigung der Tatsachen. Für das Publikum ist es jedoch um einiges entspannter, wenn es an ein Wunder glauben kann.
Tracklisting „Millennium Symphony“
CD1
1. Shape of You
2. Shake it Off
3. 7 Nation Army
4. As it Was
5. Wake Me Up
6. Señorita
7. Move Like Jagger
8. The Joker and the Queen
9. Dance Monkey
10. Blinding Lights
11. Despacito
12. The Loneliest
13. Naughty Girl
14. Titanium
15. Flowers
16. Higher
17. Take Me to Church
18. A Million Dreams
19. Russian Roulette
20. Can’t Get You Out of My Head
21. Say Something
22. Survivor
23. Mein Herz Brennt
24. Welcome to the Black Parade
„Millennium Symphony“ – Das Making-of
DAVID GARRETT
Millennium Symphony Live Tour 2025
Do. 20.03.2025 München Olympiahalle
Fr. 21.03.2025 Wien Stadthalle D
Mo. 24.03.2025 Mannheim SAP Arena
Di. 25.03.2025 Stuttgart Hanns-Martin-Schleyer-Halle
Mi. 26.03.2025 Oberhausen Rudolf Weber-ARENA
Fr. 28.03.2025 Hamburg Barclays Arena
Sa. 29.03.2025 Berlin Uber Arena
Di. 01.04.2025 Hannover ZAG Arena
Mi. 02.04.2025 Leipzig QUARTERBACK Immobilien Arena
Do. 03.04.2025 Köln Lanxess Arena
Sa. 05.04.2025 Zürich Hallenstadion NEU
So. 06.04.2025 Frankfurt Festhalle
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