‚Dazed & Confused‘-Regisseur Richard Linklater beherbergt einen verurteilten Mörder
Vor drei Jahren drehte Linklater “Bernie”, einen Film über einen Mordfall in Texas. Nun wurde der Mörder vorzeitig entlassen - unter der Bedingung, dass er bei dem Regisseur wohnen darf.
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Die verrücktesten Geschichten schreibt immer noch das Leben, und wenn es nicht bereits einen Film über Bernie Tiede und den Mord, den er 1996 an der reichen Witwe Marjorie Nugent begangen hat geben würde: Spätestens jetzt müsste man einen drehen.
Bernie Tiede arbeitete als Leichenbestatter und lernte die Witwe bei der Beerdigung ihres Mannes kennen. Sie freundeten sich an, reisten und lebten zusammen. Doch Nugent soll eine bösartige Person gewesen sein, die ihren Begleiter wie Dreck behandelte. Irgendwann war sie weg. Und tauchte erst neun Monate später wieder auf, mit vier Schusslöchern Kaliber 22 im Rücken, tiefgefroren in einer Gefriertruhe.
Tiede gestand den Mord und wurde 1999 zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch niemand im Ort hatte auch nur ein schlechtes Wort über den Mörder zu sagen, im Gegenteil: alle schienen froh, dass er die Witwe erschossen hatte.
Der Journalist Skip Hollandsworth beschrieb den Fall damals grandios im Texas Monthly-Magazin, und Richard Linklater verarbeitete die Story zu seinem Film „Bernie“, mit Jack Black in der Rolle des Leichenbestatters, Shirley McLaine als die böse Witwe, und Matthew McConaughey als Staatsanwalt.
Der Film, wenngleich gut (90% Zustimmung auf Rotten Tomatoes), lief mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Aber die Anwältin Jodi Callaway Cole sah ihn – und bot daraufhin dem Verurteilten ihre Hilfe an. Linklater spendete 2.000 US-Dollar, die er beim South by Southwest Festival für den Film gewonnen hatte, als Honorar für die Anwältin, und tatsächlich gelang ihr eine Wiederaufnahme des Verfahrens.
Dabei kam heraus, dass Tiede als Kind sexuell belästigt worden war, dass die Tat durch Erinnerungen an die Belästigungen ausgelöst und somit nicht vorsätzlich war. Ergebnis: Tiede kann auf Bewährung freigelassen werden. Bedingungen: Er muss sich einer Therapie unterziehen, darf keine Waffen mehr besitzen – und er muss bei einem Bürgen wohnen.
Dieser Bürge ist Richard Linklater, der Tiede vor den Dreharbeiten zu “Bernie” im Gefängnis besucht und kennengelernt hatte – und ihn nun in eine Wohnung in seiner Garage in Austin einziehen lässt. “Ich und andere sind fest entschlossen, ihm zu helfen”, erklärte der Regisseur laut Texas Tribune.