Demi Lovato hat’s nicht so mit Tiefsinn – aber das ist gut so
Auf „It’s Not That Deep“ verabschiedet sich Demi Lovato von schwerem Ballast und feiert das Loslassen.
Auf „It’s Not That Deep“ möchte Demi Lovato einfach wieder Spaß haben. Nachdem sie sich einige Jahre lang auf ihrem 2022 erschienenen Album „Holy Fvck“ dem Punkrock verschrieben und 2023 auf „Revamped“ ihre alten Songs mit einem raueren Touch neu interpretiert hatte, kehrt Lovato nun zu dem Sound zurück, mit dem sie am besten glänzt.
In Zusammenarbeit mit dem Pop-Produktionsgenie Zhone setzt sie auf verspielte Synthesizer, clubtaugliche Energie und frei fließende Sounds, die fast durchgehend dem Titel des Albums gerecht werden.
Die Veröffentlichung des Albums folgt auf eine beeindruckende Kampagne, in der Demi ihre alte „alles-zu-ernst-nehmende“ Energie auf den Kopf gestellt und sich den Memes und Momenten zugewandt hat, die sie einst verfolgt haben. (Ja, sie kehrte sogar zu The Bigg Chill zurück, dem Frozen-Yogurt-Laden, den sie einst zu schließen versucht hatte.)
Das veränderte die Art und Weise, wie die Leute das Kommende sahen – und die Musik spiegelt diesen Geist des Loslassens wider, der mit einem Lächeln an die Vergangenheit erinnert und sich selbst in der Gegenwart nicht zu ernst nimmt. Diese Stimmung zieht sich durch den größten Teil des Albums.
Synthpop mit Seele
„Wie kann ein Diamant wie du existieren/An einem so schmutzigen Ort wie diesem?“, singt Lovato in „Frequency“, das sich in einen beschwingten EDM-Song verwandelt, während sie „fuck up the vibe“ zu einem treibenden Beat wiederholt.
„Kiss“ fühlt sich wie ein typischer Zhone-Song an, der die robotischen Elemente, die er in Keshas „Boy Crazy“ verwendet hat, in etwas Einzigartiges von Lovato verwandelt – als Intro für einen EDM-Klassiker, der sicher in jedem Gay-Club remixt werden wird.
Diese beiden Tracks stehen den Lead-Singles „Fast“ und „Here All Night“ am nächsten, die beide die unbeschwerte Stimmung des Albumtitels verkörpern.
Trotz der spielerischen Oberfläche gibt es auf dem Album Raum für Selbstreflexion. Über einem radiotauglichen Beat schenkt Lovato sich selbst Gnade in „Sorry to Myself“, während sie sich zu ihren Fehlern bekennt.
„Sorry for the starving, sorry for the burnout, sorry for the one ex who always broke me down“, singt sie sich selbst vor und bezieht sich dabei auf ihre Kämpfe mit einer Essstörung und jene vergangene Liebe, die viele ihrer Herzschmerz-Songs inspiriert hat. (Wir nennen keine Namen, aber die, die es betrifft, wissen, wer gemeint ist.)
Die liebeshungrige Lovato, die wir 2017 auf „Tell Me You Love Me“ kennengelernt haben? Sie hat die Liebe gefunden, ist geerdeter und bereit, Spaß zu haben.
Vom Drama zur Dankbarkeit
In „Say It“ schleichen sich die balladenartigen Ängste von „TMYLM“ ein, bevor Lovato sie vertreibt: „Ich weiß bereits, dass du mich liebst, aber ich mag es, wenn du es sagst.“ Hier singt Lovato jedoch aus der Rückschau und aus einer völlig anderen Geisteshaltung heraus.
In diesem Titel und in „Let You Go“ glänzt die Produktion, ohne jedoch Lovatos Gesang zu überlagern. Und in „Before I Knew You“ blickt sie auf eine vergangene Liebe zurück, die sie gerne „klein auf einem Regal sitzend“ sah, bevor sie uns versichert, dass sie „nur manchmal zurückblickt“.
Diese alte Liebe scheint immer wieder in ihren Texten aufzutauchen – und es ist Zeit, sie loszulassen.
Ein letztes Flackern: „Ghost“
Wenn es auf dem Album noch Spuren der Balladenenergie im Stil von Skyscraper gibt, dann im letzten Song „Ghost“, in dem sie zu jemandem singt, von dem sie hofft, dass er ihr ins Jenseits folgt:
„I hope you flicker the lights and send chills down my spine … I want to be haunted for life by your ghost.“
So süß der Song auch ist – er passt nicht ganz zum Rest des Albums.
Zhone definiert den modernen Pop
Produktionstechnisch ist das Album ein voller Erfolg. Für Zhone, der noch relativ neu in der Branche ist, fühlt sich „It’s Not That Deep“ wie eine Siegesrunde an.
In nur wenigen Monaten hat er sich mit Maude Latours „Sugar Water“, Keshas „Period“, Zara Larssons „Midnight Sun“ und nun Demi Lovatos Rückkehr zum Pop einen Namen gemacht.
Zusammen unterstreichen sie eine größere Wahrheit: Zhone leistet nicht nur einen Beitrag zum heutigen Pop – er hilft dabei, ihn zu definieren.
Wenn man bedenkt, dass es fast ein Jahrzehnt her ist, seit Lovato sich voll und ganz dem „PopVato“ verschrieben hat, wie sie es selbst nannte, fühlt sich das Album wie eine Rückkehr zu ihren elektronischen Pop-Wurzeln an.
Diesmal nimmt sie sich selbst nicht zu ernst und beschäftigt sich nicht zu sehr mit schweren Themen. Stattdessen liefert sie ein tanzbares Album, das die ultra-emotionalen Balladen ihrer Vergangenheit hinter sich lässt, um Spaß zu haben – mit nur einem Hauch von Bedauern.