Depeche Mode: Hier erzählt Martin Gore, wie er in Deutschland Kühe molk
Martin Gore war Austauschschüler im ländlichen Erfde. Er erinnert an seine Zeit als Kuhmelker und Traktorfahrer

Die Beziehung zwischen Deutschland und Depeche Mode ist gut dokumentiert. Hierzulande hat die britische Band eine äußerst treue Fangemeinde. Das 1984er-Album „Some Great Reward“ wurde im Hansa-Studio aufgenommen. Und Songwriter Martin Gore lebte einige Jahre in Berlin.
Nicht allen bekannt ist, dass Gore schon als Austauschschüler in Deutschland war. Darüber spricht der 63-Jährige in einem YouTube-Interview, das sein ehemaliger Schulfreund Dave Huxtable mit ihm führte. Vor 50 Jahren gingen sie gemeinsam auf eine Schule in Basildon. Die zwei Silberrücken teilen nun gemeinsame Erinnerungen an eine Austauschfahrt nach Norddeutschland. Martin Gore war in Erfde, Dave Huxtable in Bargen. Erfde zählt heute rund 2100 Einwohner und liegt im Kreis Schleswig-Flensburg.
Martin Gore über seinen Schüleraustausch:
„Wir sind in diesem wirklich ländlichen Teil Deutschlands gelandet. Und das war für mich großartig“, sagt Martin Gore nun.
„Weißt du, aufwachen und Rohmilch direkt von der Kuh zum Frühstück bekommen.“ Huxtable fragt: „Hast du jemals deine Kühe gemolken?“. Gore: „Ich glaube schon, ja. Ja. Also Kühe melken, Traktor fahren.“
„Ich meine, Erfde ist nicht gerade Manhattan, oder?“, wirft Huxtable ein. „Ich habe den Kontakt zur Familie völlig verloren. Hans. Ja, Hans… die Familie, bei der ich gewohnt habe“, sagt er verträumt. Gore sagt, dass er noch Kontakt zu seinem deutschen Freund Uwe habe. „Er war krank, als wir auf der letzten Tour in Deutschland gespielt haben. Aber seine Frau und sein Sohn waren da.“
Seine Deutschkenntnisse allerdings hätten seit damals stark nachgelassen. „Ich habe wirklich nicht mehr geübt, seit Jahren, ich meine, es ist einfach … ich habe einfach nicht mehr so oft die Gelegenheit, zu üben.“
Martin Gore in Erfde
Martin Gore hatte Deutsch als Hauptfach und nahm mit 15 Jahren an einem Programm für Austauschschüler teil. So kam er im Sommer 1976 nach Erfde, Schleswig-Holstein. Zwei weitere Besuche bei seiner Gastfamilie Frenzen folgten 1977 und 1978. Am Lagerfeuer im benachbarten Bargen habe der junge Engländer auf der Gitarre gespielt, wie der „Nordschleswiger“ zu berichten weiß. Angeblich soll Gore auch die ersten Vinylsingles von Depeche Mode, wie „Dreaming of Me“ und „Just Can’t Get Enough“, immer fleißig als Belegexemplare nach Norddeutschland verschickt haben.
Im Jahr 1985, Depeche Mode waren längst Stars, schaute Martin Gore noch mal in Erfde vorbei. Er wollte sich vom Tourstress erholen. Das ging aber nicht mehr. Schon am Bahnhof sei er von Fans umringt worden, wie die Zeitung berichtet. Ständig musste er sein Gesicht verbergen, ob beim Ausflug mit seiner alten Clique nach Schleswig oder in der Dorfdisco „Baumgarten“. Um seine alte Realschule besuchen zu können, musste er durch die Küchentür geschleust werden.