Der Britpop-Boom spülte sie hoch. Nun müssen ASH beweisen, daß der Treffer kein Zufall war

Die Marotten einer „Mega-Group haben sie sich bereits zu eigen gemacht: Warum die Veröffentlichung des neuen Albums so lange auf sich warten ließ? Weil sie den Termin mehrfach verschieben mußten. Und warum? „Weil wir soviel Stones gehört haben, besonders ,Sticky Fingers‘, daß wir unbedingt Chris Kimsey als Produzenten haben mußten.“ Oder: „Warum die neue Single ‚Jesus Says‘ heißt? „Jesus hat eigentlich nichts zu bedeuten. Wir waren eben gerade in einer Velvet Underground-Phase und haben den Song nach ‚Candy Says‘ benannt.“ Unbescheidene Töne für für vier Youngster, die sich bisher als eine Art „Backstreet Boys des Brit-Pop“ durch die Szene grinsten und ihre Abi-Abschlußreise zur Welt-Tournee umfunktionierten. Immerhin durften Ash – ihres Zeichens nordirische Protestanten im Mai die Hutkrempe von The Edge aus nächster Nähe betrachten, als sie – vier Tage vor dem historischen Friedens-Referendum – mit U2 ein Pro-Peace-Konzert in Belfast gaben. An der Seite des irischen Nationalhelden Bono sowie der MP-Streithähne John Hume und David Trimble durfte Ash-Sänger Tim Wheeler dabei sogar den Hauch der Geschichte schnuppern.

Zumindest in dieser Situation ist selbst für Himmelsstürmer Bodenhaftung angesagt. Tim: „Wir wollten und konnten kein Statement abgeben. Vielleicht war es ein kleiner Anstoß für diejenigen, die noch unschlüssig waren.“

Machen solche Gesten, zwei Tage nach dem Blutbad von Omagh, im nachhinein überhaupt noch Sinn?

„Der Frieden muß kommen – und er wird kommen, keine Frage. Aber es wird noch lange, lange dauern.“

Eine hausgemachte Revolution gab es im letzten Jahr, als publiziert wurde, daß mit Charlotte Hatherley eine zusätzliche Gitarristin engagiert werden würde. Skandal! Ein Mädel in einer Gitarren-Boyband! Ein Londoner Mädel in einer Band aus Downpatrick! Sogleich richteten eifersüchtige Jung-Furien eine „We Hate Charlotte“-Website ein: Wehe, sie würde ihrem Tim womöglich die Lewinsky machen!

Die Gemüter beruhigten sich wieder. Und der Titeltrack zum Film „A Life Less Ordinary“ stellte neue Karriereweichen: Hauptdarsteller Ewan McGregor, Hollywoods neues Wunderkind, schloß sie in sein Herz und sorgte dafür, daß sie auf George Lucas‘ VIP-schwangerer „Star Wars“-Party spielen durften. Und Charlotte überzeugte bei Live-Auftritten nicht nur durch musikalisches Talent: Inzwischen kommt Fanpost (inklusive Unterhosen!) auch von männlichen Verehrern.

Auch wenn sie auf der Coolness-Skala nicht gerade ganz oben stehen (Das neue Album etwa heißt – Achtung, Wortspiel „Nu-Clear Sounds“), führt kein Weg an der Tatsache vorbei: Ash machen Spaß. Den von den britischen Medien verliehenen Titel „Beste UK-Single-Band der 90er“ werden sie zwar nicht mehr verteidigen können, aber das war auch gar nicht ihr Ziel: „Auf unserem Debüt waren die Singles exzellent, der Rest Durchschnitt Diesmal sollte alles exzellent sein – auch wenn einige Stücke härter, andere balladesker ausfielen als zuvor.“ Weniger Punk, mehr Surf, immer noch Rasierklingenmelodien, aber kein Ohrwurm a la „Girl From Mars“. Ob sie die Kids so bei der Stange halten können?

„Warum nicht? Aber vielleicht sollten wir vorsichtshalber doch schon mal ’nen angesagten Remixer wie Mousse T engagieren.“

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