Der große Lauschangriff

Garagenbands brauchen sie ebenso wie ambitionierte Vokalisten oder Amateur-Keyboarder: kompakte Aufnahmegeräte für Demo-Takes und die klangliche Selbstkontrolle. Früher erfüllten mobile DAT-Rekorder solche Zwecke. Heute bieten sich viel praktischere Geräte an: handliche Apparate mit eingebauten Mikrofonen, die den Ton in Dateiform speichern – fix und fertig zur Überspielung via USB und zur Nachbearbeitung am PC. Sowohl Hersteller mit klassischem HiFi-Hintergrund als auch solche, die ihr Geld mit professioneller Musikelektronik verdienen, bieten solche Taschen-Studios an. Der ROLLING STONE hat sich fünf der Aufnahmezwerge angeschaut — und natürlich angehört.

Zu den kleinsten und interessantesten Rekordern gehört ein Modell aus dem Musikalien-Lager, der MicroTra:i II von M-Audio für rund 330 Euro. Denn an diesem Aufnahme-Knirps können sogar professionelle, hochwertige Kondensator-Mikro föne über große Kiinkenbuchsen andocken. Eine 48-Volt-Phantomspannung macht es möglich. Für weniger anspruchsvolle Aufnahmen liefert der Hersteller ein winziges, ansteckbares Stereo-Elektretmikrofon mit. Als Speichermedien dienen CompactFlash-Karten. Dorthin gelangen die Aufnahmen entweder im unkomprimierten PCM-Format oder als MP3-Tracks. PCM-Dateien erzeugt der MicroTrack II, ebenso wie seine Artgenossen, mit Auflösungen bis 24 Bit / 96 Kilohertz, mit studioreifen Eckdaten also, von denen Hobby-Musiker in der DAT-Ära nur träumen konnten. Als Aufnahme-Quellen kommen nicht nur die Mikrofone in Frage: Über passende Eingänge können HiFi-Geräte auch analoge und digitale Musiksignale anliefern. Für die Stromversorgung sorgt ein eingebauter Lithium-Akku. Mit dem zum Komplett-Set gehörenden Steck-Mikrofon macht der Winzling saubere, natürlich klingende Aufnahmen, die allerdings subtile Finessen und den räumlichen Eindruck nicht so realistisch einfangen wie gute, externe Kondensatormikrofone.

Profi-Charme versprüht das Konkurrenzmodell PMD620 von Marantz (um 350 Euro) schon mit seinem Outfit: Eine hronzefarben eloxierte Gerätefront lässt das Rekorder-Kästchen edel aussehen, Gummi-Kappen machen die drei wichtigsten Funktionstasten robust und griffig. Die Elektret-Mikrofone sind hier fest eingebaut, eine zusätzliche kleine Klinkenbuchse hält sich für den Anschluss weiterer Elektret-Lauscher bereit. Auch der Marantz beherrscht PCM und MPj, die fertigen Dateien landen auf der mitgelieferten, 512 Megabyte großen SD-Karte oder auf anderen SD-Karten-Exemplaren, die es derzeit mit Kapazitäten bis 16 Gigabyte gibt. Die nötige Energie bezieht der Marantz aus zwei 1,5-Volt-Battenen im Mignon-Format. Die Marantz-Aufnahmen haben etwas gedecktere Klangfarben als die Mitschnitte der meisten anderen Mini-Rekorder, was aber kein Nachteil sein muss: Stimmen und Instrumente klingen oft eher warm und angenehm.

Diktiergerate Standen beim Aufnahme-Maschinchen LS-10 von Olympus Pate (um 400 Euro): Die Spezialisten für Sprachrekorder haben ihr Know-How nun auch in ein Modell mit musischen Talenten investiert. Dabei kam ein souverän verarbeitetes, schlankes Gerät heraus, das seine beiden fest eingebauten Elektret-Mikros im 90-Grad-Winkel aus dem Gehäuse reckt. Dennoch bietet der Rekorder zusätzlich einen besonders breiten und einen besonders engen Aufnahmewinkel zur Wahl, den er offenbar mit elektronischen Mitteln bewerkstelligt. Neben PCM- und MP3-Dateien kann HiTech Toys

der Olympus-Stab auch komprimierte Aufnahmen in Windows Media Audio erzeugen, die sich entweder im eingebauten, zwei Gigabyte großen Speicher oder auf SD-Karten archivieren lassen. Zwei eingebaute Winzig-Lautsprecher dienen zur Kontrolle, zwei Mignon-Zellen liefern die Energie. Die Olympus-Aufnahmen klingen besonders luftig und brillant, manchmal fast schon ein wenig zu hell.

Mit einer ähnlichen Klangcharakteristik wartet der Rekorder PCM-D50 von Sony auf (um 590 Euro). Er trägt eine Mikrofon-Anordnung auf seinem Oberdeck, die sich mechanisch für breitere oder engere Raumperspektiven zurechtrücken lässt. Ein paar Besonderheiten: Der Sony zeichnet nur unkomprimiert im PCM-Format auf, kann aber MP3S abspielen. Digitale Eingangssignale nimmt er über eine optische Klinkenbuchse entgegen. Als Speicher bieten sich fest eingebaute, 4 Gigabyte große Chips oder Memory Sticks an, vier Mignon-Zellen spenden Saft und Kraft.

Für das beste Preis-Leistungsverhältnis steht der etwas schlicht verarbeitete, aber toll ausgestattete Rekorder Zoom H2 (um 190 Euro). Dieses schmucklose Utensil birgt vier Mikrofone unter seinem Schutzgitter, die sich nicht nur für Aufnahmen in unterschiedlicher Stereobreite nutzen lassen: Sie fangen auf Wunsch auch vierkanalige Surround-Soundtracks ein – oder Stereo-Abmischungen aus nach vorn und nach hinten gerichteten Schallsensoren. Die Aussteuerungsbalken im Display gerieten ebenso filigran wie alle übrigen Anzeigen, was die Bedienung nicht eben erleichtert. Aber die souveränen klanglichen Leistungen dieses Geräts sind so beeindruckend, dass sie solche Nachteile locker aufwiegen.

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