Der Rückblick auf die Bandgeschichte von Camper Van Beethoven gewinnt durch schöne Covers

München, Muffathalle. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die „Medicine Shows“ in den ländlichen Regionen der USA großes Entertainment Quacksalber fuhren durch die Städte und vertickten Wundertinkturen fiir und gegen alles, was man sich vorstellen konnte. Zu Beginn des 21. Jahrunderts tourte „The Traveling Apothecary Show“ durch die Lande. Die reisenden Apotheker waren Mitglieder von Cracker und der wohl wunderlichsten Band der 80er Jahre, Camper Van Beemoven. Daraus wurde, so der Frontmann beider Bands David Lowery, schließlich die Camper van Beethoven-Reunion-Tour. Vonn Cracker blieb nur noch Schlagzeuger Frank Funaro übrig. Ansonsten steht das Original-Line-up.

Victor Krummenacher sieht noch immer aus wie ein schelmisch grinsender kleiner Junge, der irgend etwas angestellt hat, Jonadian Segel und Greg Lisher sind zumindest kleidungstechnisch in den 80ern hängengeblieben, und David Lowery wirkt wie der jüngere Bruder von Greil Marcus.

Wie Marcus hat auch er ein sehr eigenwilliges Geschichtsverständnis. Er arbeitete nicht an der großen amerikanischen Erzählung, sondern an den Apokryphen, den Verdrehungen: der Geschichte von Utah oder dem Tag, an dem Lassie zum Mond flog.

Dafür scheint das Verständnis der Bandhistorie recht profan. Sie spielen ein Best-Of-Set, bei dem – darin sind Camper noch ganz die schrulligen Geschichtsschreiber – vor allem die Neuinterpretationen von Klassikern wie The Clashs „White Riot“, Status Quos „Pictures Of Matchstick Men“ und Pink Floyds „Interstellar Overdrive“ überzeugen. Sutreal, absurdist hik at ils best.

Als eine Enddreißigerin auf die Bühne klettert, um ein Statement zur amerikanischen Irak-Politik zu bekommen, gibt’s eine launige Abfuhr: Sie kündigen einen „pro-Texas-bombing“-Song an – und spielen Fleetwood Macs „lusk“. Lowery und Segel werkeln an ihren Laptops wie die godfathers of Console.

Die Bandgeschichte muss danach wohl nicht umgeschrieben werden, aber das nächste Kapitel könnte spannend werden.

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