Der Saxophonist Hans Dulfer liebt´s erratisch

Hans ist 55, spielt Saxophon seit den Fünfzigern. Er ist wirklich ein cooler Hund. Für Promo-Fotos posiert er mit dunklen Gläsern und Lederjacke. Über seine Tochter sagt er: „Ihre Musik ist sicher etwas zu hübsch und zu soft. Aber das erzähle ich ihr nicht Sie hört sowieso nicht auf mich.“ Was die junge Dame (26) noch nicht bereut haben dürfte: Candy Dulfer hat unter dem vermarktungstechnisch einwandfreien Motto „Sax-A-Go-Go“ als Saxophonistin u. a. schon für Dave Stewart und Prince genügend Meriten eingeheimst Vater Hans, Mitbegründer des legendären Amsterdamer Paradiso, zählt Duke Ellington, Chet Baker und Archie Shepp zu den Kollegen, mit denen er eine Bühne teilte. Auf seiner neuen CD „Dig!“ spielt er Jazz, der schon lange keiner mehr ist. „Dig!“ verrät auch die Rock’n’Roll Attitüde des Hans Dulfet; dem Ekstase über Filigran-Technik geht Man kann diese Platte nur mit dem bewundernden bis stirnrunzelnden Prädikat „seltsam“ goutieren. Eine vollkommen erratische, groovende Session voller Secondhand-Techno-, House und Hip-Hop-Beats, die alles andere als echt sein wollen und mit einem Jazz-Instrumentarium auskommen. „Das verstehe ich aber unter Jazz. Jazz sollte populäre Musik auf eine andere Art interpretieren. Das war jedenfalls so, als ich anfing. Jazzer, hört Pop und seid Euch der Beats gewiß, die die ökonomischen Bedingungen der Zeit repräsentieren.“ Der Sax-Autodidakt bewegt sich in der von ihm so geschätzten Pop-Welt wie ein Kobold, dem Teenager-Flügel gewachsen sind. Platten macht er nur, wenn man ihn anbettelt, bei TV-Promotion-Terminen benimmt er sich stets daneben. Jetzt aber ist er ganz lieb: „Das ist halt der spezielle Humor von uns Amsterdamern. Wir müssen immer andere runtermachen.“

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