Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Bob Dylan, U2, The Cure, Smashing Pumpkins, U2, Beatles. Dies sind die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Bruce Springsteen: „The River“ (1980)

Nach den Jahrhundertalben „Born To Run“ (1975) und „Darkness On The Edge Of Town“ (1978) konnte es nicht mehr besser werden. Das hatte Springsteen womöglich selbst geahnt: Auf dem Cover von „Darkness“ hatte er schon hoffnungslos aus der Wäsche geguckt. Doch das Foto, das „The River“ ziert, zeigt einen Mann, der so todtraurig dreinblickt wie ein Welpe in einem rumänischen Tierheim. Vielleicht auch nur ein verunglückter Versuch, verführerisch zu wirken. Denn tatsächlich klang Spring-steen selten so ausgelassen. „The River“ ist eine Party, zu der er all die Brokenhearted und Verliebten, all die Outlaws und verlorenen Seelen seiner Träume eingeladen hat.
Der Fluss, der die Sünden fortspült, ist ausgetrocknet
Zu Dosenbier und Rock’n’Roll erzählen sie ihre Geschichten, offenbaren ihre Sehnsüchte und Enttäuschungen. Die Zwischentöne und prosaischen Wendungen, die Hoffnungsschimmer und der unbedingte Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen, sind – wie so oft bei Springsteen – die Elemente, die das drohende Klischee ins große amerikanische Epos verkehren. Anders als zuletzt auf dem merkwürdig leblosen Nostalgie-Ritt „Western Stars“ schien der Songschreiber damals bis in die dunkelsten Winkel seiner Antihelden zu schauen – und zu verstehen.
Musikalisch bleibt „The River“ auch nach fast 40 Jahren ein Gemischtwarenladen mit allerlei Süßigkeiten, deren Verfallsdatum längst überschritten ist. „Sherry Darling“, „Crush On You“, „Cadillac Ranch“, „I’m A Rocker“ und „Ramrod“ gelten selbst bei Brucianern nur als launige Stilübungen und Rockabilly-Pastiches. Heraus ragen die elegischen Meisterballaden „Independence Day“ und „The River“, die Soul-Rock-Serenaden „Out In The Street“ und „Hungry Heart“, das fatalistische Roadmovie „Point Blank“ und die verzweifelte Romantik in „Drive All Night“. Der Fluss, der die Sünden fortspült, ist ausgetrocknet.
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Minutemen: „Double Nickels On The Dime“ (1984)

Mit über 80 Minuten und circa 40 Stücken (das vollständige Album ist bis heute nur auf Vinyl erhältlich) zählt „Double Nickels On The Dime“ zum Ambitoniertesten, was eine Punk-geschulte Band je realisiert hat. Zugleich bricht das kalifornische Trio hier mit den Konventionen und Limitierungen der Post-Punk-Hardcore-Szene der 80er-Jahre, kübelt alles, was es hat, in einem kreativen Wutanfall heraus, schmeißt Funk- und Folk-, Jazz- und Psych-Rock-Referenzen in einen Schnellkochtopf und klingt, als würde man The Velvet Underground und die Talking Heads gemeinsam in eine Gummizelle stecken. Das Irrenhaus, in dem die Minutemen stecken, sind die USA der Post-Vietnam-Ära.
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Peter Hammill & The K Group: „The Margin“ (1985)

Anders als Roger Waters und Peter Gabriel wurde Peter Hammill nie populär. Van Der Graaf Generator waren die britische Art-Rock-Band, die es nie schaffte, woraufhin Hammill jedes Jahr ein Soloalbum aufnahm und es auch nie schaffte. Aber Johnny Rotten lobte 1977 seine Platte „Nadir’s Big Chance“. Das Live-Album „The Margin“ dokumentiert Konzerte von 1983 mit einem Trio: Hammills Kunst zwischen Dramatik und Kontemplation, theatralischen Ausbrüchen und lyrischer Versponnenheit, Schreien und Flüstern. Ein Wechselbad undeutlicher Gefühle. Für die CD-Edition ergänzte Hammill weitere zehn Stücke, aufgenommen in München und Frankfurt: Nun war es ein Quadrupelalbum.
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Hüsker Dü: „Warehouse Songs And Stories“ (1987)

Mit „Zen Arcade“ hatte das Punk-Trio aus Minneapolis bereits ein Doppelalbum veröffentlicht, das 1984 den Wechsel vom Hard- zum Melodie-Core einleitete. Ein Vertrag beim Majorlabel Warner folgte. Die Masterminds Bob Mould und Grant Hart entdeckten die Finessen der Studioproduktion. Der Wettbewerb untereinander schoß ins Kraut. So entstanden 20 filigrane Tracks, eher Song-Katalog als stringentes Konzept. Während Mould mit „Could You Be The One?“ oder „Ice Cold Ice“ Americana auf Speed beisteuert, komponiert Hart den Shanty „She Floated Away“. Das Duo, das nicht mehr zusammenfindet, schafft so eine Vielfalt, die zum Steinbruch für die Grunge-Generation wird.
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Prince: „Sign ‚o‘ The Times“ (1987)

Sein meistgefeiertes Album, vielleicht das meistgefeierte Doppelalbum der 80er-Jahre, war ironischerweise jenes, das Prince schnell wieder vergessen wollte: Die Plattenfirma ließ ihn aus Angst vor mangelnden Verkäufen die Tripel- zur Doppel-LP mit 16 Songs kürzen. Wurde seine Vision damit zerstört? Auch das verkleinerte Werk ist noch immer gigantisch. Es war sein Debüt als politischer Komponist, wie in „The Cross“ oder dem Titelsong, der Aids, Armutskriminalität und die Unkosten der Raumfahrt thematisierte. Nicht weniger aufwühlend war es im Privaten: In „If I Was Your Girlfriend“ sehnt sich Prince in den Körper einer Frau hinein – damit er endlich versteht, was Frauen wollen.