Die besten Doppel-Alben aller Zeiten: Bruce Springsteen – „The River“

Aus unserer Reihe „Die besten Doppel-Alben aller Zeiten“. Bruce Springsteen – „The River“

Nach den Jahrhundertalben „Born To Run“ (1975) und „Darkness On The Edge Of Town“ (1978) konnte es nicht mehr besser werden. Das hatte Springsteen womöglich selbst geahnt: Auf dem Cover von „Darkness“ hatte er schon hoffnungslos aus der Wäsche geguckt. Doch das Foto, das „The River“ ziert, zeigt einen Mann, der so todtraurig dreinblickt wie ein Welpe in einem rumänischen Tierheim. Vielleicht auch nur ein verunglückter Versuch, verführerisch zu wirken. Denn tatsächlich klang Springsteen selten so ausgelassen. „The River“ ist eine Party, zu der er all die Brokenhearted und Verliebten, all die Outlaws und verlorenen Seelen seiner Träume eingeladen hat. Zu Dosenbier und Rock’n’Roll erzählen sie ihre Geschichten, offenbaren ihre Sehnsüchte und Enttäuschungen. Die Zwischentöne und prosaischen Wendungen, die Hoffnungsschimmer und der unbedingte Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen, sind – wie so oft bei Springsteen – die Elemente, die das drohende Klischee ins große amerikanische Epos verkehren. Anders als zuletzt auf dem merkwürdig leblosen Nostalgie-Ritt „Western Stars“ schien der Songschreiber damals bis in die dunkelsten Winkel seiner Antihelden zu schauen – und zu verstehen.

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Musikalisch bleibt „The River“ auch nach fast 40 Jahren ein Gemischtwarenladen mit allerlei Süßigkeiten, deren Verfallsdatum längst überschritten ist. „Sherry Darling“, „Crush On You“, „Cadillac Ranch“, „I’m A Rocker“ und „Ramrod“ gelten selbst bei Brucianern nur als launige Stilübungen und Rockabilly-Pastiches. Heraus ragen die elegischen Meisterballaden „Independence Day“ und „The River“, die Soul-Rock-Serenaden „Out In The Street“ und „Hungry Heart“, das fatalistische Roadmovie „Point Blank“ und die verzweifelte Romantik in „Drive All Night“. Der Fluss, der die Sünden fortspült, ist ausgetrocknet.

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