Die Crossover-Band UNCLE HO schlägt auch balladeske Töne an. Vom Erfolg wollen sie sich aber nicht überrumpeln lassen

Crossover, das ist ein Schimpfwort. „Warum eigentlich? Wir mixen halt Rock und HipHop, andere machen dasselbe mit Pop oder Jazz und nennen das ‚Alternative‘, weil’s gerade schicker ist“, wehrt sich Julian Constantin, songschreibender Bassist und Sänger von Uncle Ho, und fugt scherzhaft seufzend hinzu, daß „man es ja als Crossover-Band nicht eben leicht hat heutzutage“.

Wohl wahr. Andere aber würden Uncle Ho nicht zwingend als Crossover-Band bezeichnen – zumindest nicht seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Small Is Beautiful“, auf dem sich das Trio aus Wuppertal vorsichtig vom bloßen Krachmachen abwendet und als Folge sogar genügend Luft für balladentiefe Töne läßt. Ein Unding? Mehr ein gewaltiger Fortschritt gegenüber dem Erstling „Tilt“, der eher durch oberflächliche Härte auffiel und weniger durch gute Songs, klassisches Debüt eben. Dabei stehen Uncle Ho gerne noch ein Weilchen in den Startlöchern: „Klar, um richtig Erfolg zu haben, müßte man einen richtigen Radio-Hit haben, aber dann geht’s so schnell. Es gibt zu viele Bands in den Charts, die wurden über Nacht erfolgreich und davon so überrumpelt, daß sie sich bald zerstritten haben, wie Tic Tac Toe zum Beispiel. Nein danke, dann schon lieber kleine Brötchen backen und länger etwas davon haben.“

Realistische Weitsicht vom augenscheinlich bodenständigen, 22 Jahre alten Constantin, der noch bei den Eltern lebt, Anglistik mit fester Abschlußabsicht studiert und die Rockstarwerdung gelassen hinausschiebt. In seinen Songs pinnt er den emotionalen Alltag seiner Generation mit Nadeln an die Wand. Kurze Ups und lange Downs. Statt Geschichten zu erzählen, reiht er Eindrücke, Szenen und Bilder wie Collagen aneinander und übertitelt sie mit Namen wie „Ain’t That Low“, „Down Below“ oder „Get Me Down“ – plakative Stationsbeschreibungen seiner auf Mißerfolge geeichten Umwelt.

Nur selten entpuppt sich ein wenig vom eigentlichen Optimismus Constantins in seinen Versen, vor allem dann, wenn er seine stumpfen Generation X-Genossen dazu animiert, ihr Leben nicht mit pseudoerwachsener Dahinsiecherei zu verplempern wie bei „Heydey“: „Hey we’re so balanced so sober so quiet so sane/ I wish we could be young and stupid again.“ Attitüde statt politischer Message, gefühlte Energie statt aggressivem Frust. Uncle Ho werden so langsam erwachsen, ohne angepaßt zu sein.

Und Crossover ist eben doch nur ein Wort.

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