Die Emo-Apokalypse
Gerard Way von My Chemical Romance und die "Umbrella Academy".
Angesichts des ewigen Jammers der Musikindustrie über sinkende Verkaufszahlen sollten sich vielleicht auch Musiker nach alternativen Erwerbszweigen umsehen. My Chemical Romance können sich zwar über zu geringe öffentliche Aufmerksamkeit nicht beklagen, doch Sänger Gerard Way hat nun trotzdem sein Debüt als Comic-Autor vorangetrieben.
Das war ihm vor der Bandgründung, als er seine Cartoon-Serie „The Breakfast Monkey“ lancieren wollte, nicht vergönnt gewesen. Seine Comic-Serie „The Umbrella Academy“ (Cross Cult, 19,90 Euro), die nun als Sammelband in deutscher Übersetzung erscheint, beweist zumindest, dass Way kein unbegabter Geschichtenerzähler ist. Zwar bedient er sich in seiner gewaltfreudigen Persiflage auf Superhelden und Verschwörungstheorien zuweilen allzu freimütig bei bekannten Vorbildern – etwa bei „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ von Alan Moore, bei der TV-Serie „Heroes“ oder bei „Hellboy“-Schöpfer Mike Mignola – eine gewisse Eigenständigkeit sollte man seiner erzählerischen Vorstellungskraft allerdings nicht absprechen.
Zudem avancierte die von Zeichner Gabriel Bá prachtvoll in Szene gesetzte Geschichte zum Überraschungserfolg in den USA. Zu Recht, wie man aufgrund des überbordenden Plots, der unter anderem einen marodierenden Eiffelturm, einen zerrütteten Trupp an Superhelden und eine Weltuntergangssymphonie des im amerikanischen Original so genannten „Orchestra Verdammten“ enthält, konstatieren muss.
Denn was die sieben ambivalenten Helden, die der inkognito auf der Erde lebende Außerirdische Sir Reginald Hargreeves unter seine Fittiche nahm, alles tun müssen, um die Zerstörung der Welt durch Musik aufzuhalten, hat man so noch nicht gesehen. Gefahr droht aus den eigenen Reihen, und der sinistren Überforderung der Protagonisten entspricht das atemlose Blättern der Comic-Junkies, die wissen wollen, wie es weitergeht, denen bei Überdosierung allerdings zahlreiche aberwitzige Details und Anspielungen der Popkultur entgehen könnten.
Alexander Müller