Die Schönheit im Exzess – Eine Hommage zum 70. Geburtstag der 1988 verstorbenen Künstlerin

NICO - Berlin, Volksbühne

Es war eine Mischung aus Konzert, Lesung und Performance. Lutz „Lüül“ Ulbricht, langjähriger Lebensgefährte und musikalischer Begleiter von Nico, hat als Initiator dieser außergewöhnlichen Hommage seinen Gästen keinerlei Vorgaben gemacht.

Das 18-jährige Wunderkind Anja Plaschq, alias Soap & Skin, hat sich längst für die Rolle der Wiedergängerin entschieden. Trotzig drischt die schwarz gekleidete Kunststudentin in die Tasten und ist so selbst in der Nachahmung authentisch. Marianne Rosenberg und ihr Jazz-Trio scheitern dagegen an der Unmöglichkeit, Nico-Songs zu covern—glücklicherweise ist sie die einzige, die ihre 20 Minuten damit füllt. Niemand braucht schließlich „All Tomorrows Parties“ als perlenden Jazz-Standard.

Nach einem abstrakt elektronischen Auftritt von Gudrun Gut und Michaela Meiidn (F.S.K.) zieht die szenische Lesung von Marianne Enzensberger alle Register: Die 60-jährige Gothic-Queen reflektiert über die von Nico verkörperte und aus der Mode gekommenen Haltung, dass auch der Exzess und das Scheitern eine notwendige Schönheit in sich tragen. Tolle Performance!

Trotzdem gut. dass Lüül schon früher mit persönlichen Anekdoten und seiner wandlungsfähigen Akustik-Band dafür gesorgt hat, dass der Abend nicht zu sehr in Kunstbeflissenheit ausartet.

Zum Schluss kam Ari Boulogne, Nicos Sohn, zu Tränen gerührt auf die Bühne. Er sah aus wie der Mann, der ihn nie als Sohn akzeptieren wollte: Alain Delon.

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