Druck von der Straße

Der Street Artist und Designer Shepard Fairey schuf mit seinem Beitrag zu Barack Obamas Wahlkamnaqne eine amerikanische Ikone und gab dem aufstrebenden Präsidentschaftskandidaten zugleich die nötiqe subkulturelle Kredibilität.

Es gibt keinen Pop-Interessierten, der Shepard Faireys Bilder nicht schon mal irgendwo gesehen hat. Von ihm stammen das Filmposter zum Johnny-Cash-Biopic „I Walk The Line“ und die Cover der Alben von Künstlern wie den Black Eyed Peas, den Smashing Pumpkins oder Led Zeppelin. Doch der Name des 30-Jährigen ist den meisten Leuten erst seit einer Illustration aus dem letzten Jahr ein Begriff. Es ist das Bild, das jeder vor Augen hat, wenn er den Namen Barack Obama hört: diese in Blau- und Rottönen gehaltene Ikone, unter der in großen Lettern das Wort „Hope“ steht. Obama persönlich schickte ihm einen Dankesbrief und bestellte später das offizielle Poster zur Amtseinführung, das „Time Magazine“ kürte ihn zum „Icon Maker Of The Year“ – und Associated Press verklagte ihn, weil er als Vorlage für die Illustration das Bild eines einstigen AP-Fotografen benutzt hatte. Shepard Fairey wurde zum Popstar, der mit einer Guerilla-Taktik — die Verbreitung des „Hope“-ßildes lief nach den Regeln der Street-Art „viral“, über Sticker, Poster und Internetdownloads – eine amerikanische Ikone erschaffen hatte. Auch Obama profitierte natürlich in Sachen subkultureller credibility von Shepards Image.

Dabei hatte der Künstler ursprünglich noch Bedenken, sich für den aufstrebenden Präsidentschaftskandidaten zu engagieren. Würde es Obama nicht eher schaden, mit der Kunst eines Street Artist assoziiert zu werden, der wegen Beschädigung oder Beschmutzung öffentlichen und privaten Eigentums schon 14 Mal im Knast saß?

Shepards Karriere begann mit einem Bild, das den französischen Wrestler Andre the Giant zeigte. Darunter stand zunächst in großen Lettern „Giant“, später dann „Obey“ – „gehorche“ oder „Folge den Regeln“.

Aber welchen Regeln? In einem Manifest von 1990 erklärte Fairey, diese Kampagne solle den Betrachter anregen, über die Wirkung der so selbstverständlich gewordenen Slogan und Werbungen, die uns alle ständig und überall umgeben, zu reflektieren.

20 Jahre ist die ,,Obey“‚ Kampagne nun schon her.

Anlässlich dieses Jubiläums gibt es seit Februar im . Bosoner „Institute Of Contemporary Art“ die erste große Fairey-Retrospektive: „Supply And Demand“. Begleitet wird diese Ausstellung von einer 446-seitigen Monografie (Gingko Press, 49.90 £uro), die Faircys Kunst von den ersten „Obey“-Stickern bis zum Obama-Poster dokumentiert. Der Künstler selbst konnte übrigens bei der Eröffnung der Bostoner Ausstellung nicht zugegen sein – er wurde auf dem Weg dorthin wegen zweier noch ungesühnter Graffiti verhaftet.

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