Eleanor McEvoy – Dublin, Templebar Artcenter

Es kommt tatsächlich noch vor, daß Eleanor McEvoy gefragt wird, wer denn die Songs schreibe, die sie da so überzeugend vortrage. Nun gut, ein Mann würde sicher auch texten, daß er manchmal Trost in einem Glas Whiskey findet. Er würde jedoch kaum laut darüber nachdenken, daß er aus Unsicherheit, statt mit einer Frau in die Federn zu steigen, lieber ins eigene Bett geht – allein. Oder daß er die Kunst beherrschen möchte, eine verletzte Seele mit einem einzigen Lied heilen zu können, indem er dem Mond ein Gebet zuflüstert. Eleanor McEvoy macht dies alles, ohne lächerlich zu wirken. Wenn sie ihre klassischen Violinen-Soli anstimmt, wirkt kein noch so süßer Ton kitschig, und haut sie in die Saiten ihrer elektrischen Gitarre, entspricht sie nie dem doofen Klischee der Rock-Lady.

Beim Konzert zu ihrem zweiten Album „What’s Following Me?“ (nach dem schmählich ignorierten Debüt vor zwei Jahren) wird sie in ihrer Heimatstadt Dublin auch so bejubelt, wie sie es sich für ihre warmen, sensiblen Songs redlich verdient hat. Auf der grünen Insel der zahllosen Talente ist sie ein Star, letztlich auch dank des bestverkauften Hits Irlands, „Only A Woman’s Heart“. Bruder Kieran steht ihr dabei als Gitarrist erstmals live zur Seite. Er verfeinerte sein Handwerk in den letzten Jahren vornehmlich bei New Yorker Hardrock-Bands und glänzt nun durch ungewöhnlich heftige, aber brillante Spielweise beim sonst fast intimen Auftritt der Schwester.

Eleanor McEvoy will zuerst die USA erobern. Bessere Musik als die dort so beliebten anderen irischen Bands, sprich: Cranberries, liefert sie allemal. Ihre Konzerte vermitteln ein Gefühl, als würde sich ein Freund innig an deine Schulter lehnen. Selbst ein junger Fan hat das gewisse Glitzern in den Augen, nachdem Eleanor mit „Where’s The Healing“ die dritte Zugabe beendet hatte. Es flogen Blumen auf die Bühne, und dort gab’s erst mal ’nen Whiskey. Draußen war es erbärmlich kalt, aber selten war einem so warm ums Herz.

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