Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Wind von der Papptafel

Ein Besuch der Ausstellung „The Look Of Sound“ mit Norman Seeffs Fotos von Musikern und Hollywood­stars in den 70er-Jahren.

Folge 201

Papa, ist das ein Mann oder eine Frau?“, fragt meine Tochter und deutet auf ein Foto von ­Alice Cooper. Wir befinden uns in der Ausstellung „The Look Of Sound“, die ausgewählte Musikerfotos des südafrikanischen Fotografen Norman Seeff zeigt.

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„Das ist ein Mann“, antworte ich und denke kurz nach. Meine Tochter, die ­gerade überwiegend HipHop hört, aber der Musik vergangener Dekaden recht ­aufgeschlossen gegenübersteht, hält offenbar alles für möglich. Das ist gut.

Norman Seef in der Zephyr-Galerie in Mannheim

Ich überlege kurz, ob ich sie informieren soll, dass nahezu alle Journalisten bei der Erwähnung des Namens Alice Cooper den ­Musiker reflexhaft als „Schockrocker“ zu bezeichnen pflegen, was ich persönlich für die antiquierteste Genrebezeichnung halte, die es gibt. Stattdessen sage ich: „Man sollte es nicht denken, aber Alice Cooper ist ein leidenschaft­licher und wohl recht guter ­Golfspieler.“

„Das dachte ich mir schon“, ­antwortet meine Tochter, „er hat ja auch einen Golfschläger in der Hand.“ Da hat sie auch wieder recht. Norman Seeff, ein ausgebil­deter Arzt mit Kunstambitionen, war 1968 als illegaler Einwan­derer in die USA gekommen. Sein erster Auftrag war eine Fotosession mit den schlecht gelaunten Mitgliedern von The Band für das Album „­Stage Fright“. Seeff versemmelte den Job: Er hatte den Blitz so ungeschickt platziert, dass er sich in dem Fenster hinter den ­Musikern spiegelte.

Hannelore Foerster Getty Images
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