ESC-Finale in Basel: Überlebende des Nova-Music-Festival-Massakers vertritt Israel
Mit Yuval Raphael tritt nicht nur eine Sängerin auf die Bühne. Ihre bewegende Story wird die politische Debatte erneut aufflammen lassen
Die Kabalen um das ESC-Finale in Malmö 2024 sind kaum aufgearbeitet, die anti-israelischen Proteste auf den Straßen und auch innerhalb der Kandidaten-Tableaus kaum verklungen. Da bahnt sich eine weitere Eskalation beim einst so harmlosen europäischen „Schlager-Wettbewerb“ an.
Mit der 24jährigen Yuval Raphael wurde die Siegerin der 11.Staffel des Gesangs-Contest „Rising Star“ dazu gekürt, Israel beim ESC-Finale in Basel zu vertreten.
Raphael ist eine Überlebende des israelischen Nova-Musikfestivals, bei dem am 7. Oktober 2023 Hunderte Party People von Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen getötet oder als Geiseln verschleppt worden sind.
Die vom örtlichen Sender Keshet 12 ausgewählte Sängerin ist eine klassische Entdeckung, eine Vokalistin ohne Profi-Erfahrung. Ihr siegreiches Set bestand aus Versionen von ABBAs „Dancing Queen“ und Sam Smiths „Writing’s on The Wall“ aus dem James-Bond-Film „Spectre“
Eingeklemmt unter Leichen
Auch die 2018er ESC-Gewinnerin Netta sowie Eden Golan, an der sich 2024 die Protest-Geister entzündeten, gelangten durch diesen Landes-Contest zum ESC-Finale.
Wie das US-Fachmagazin „Hollywood Reporter“ berichtet, spielten nicht nur ihre gesanglichen Künste eine Rolle. Zum Einklang in ihren Vortrag erzählte sie, wie sie das Massaker auf dem Gaza-nahen Gelände des Nova Music Festival überlebte.
Raphael gelang es, im allgemeinen Tumult in einen öffentlichen Bunker am Rande des Kibbutz Be’eri Schutz zu fliehen. Dort versteckte sie sich in der hintersten Ecke der engen Betonkonstruktion, eingeklemmt unter Leichen.
Yuval Raphael stellte sich rund acht Stunden lang tot, bevor sie vom Vater eines anderer Festivalbesucherin geborgen wurde. Dieser war eigenständig in die Terrorzone gefahren, um das Leben seiner Tochter und anderer zu retten.
Im März 2024 hatte sie ihre schrecklichen Erlebnisse im Namen des Jerusalem Institute of Justice vor dem UN- Menschenrechtsrat vorgetragen: „Wir dachten, die Terroristen würden die Leichen mitnehmen. Uns war nicht klar, dass es an den Granaten lag, die ihre Körper in die Luft jagten.“
In einem ersten Kommentar zu ihrer Nominierung sagte Raphael: „Musik ist eine so wunderbare Art, eine Botschaft weiterzutragen, und genau in diesem Moment zu konkurrieren, fühlt sich genau richtig an“.
Man muss kein Prophet sein, um auch beim ESC in der Schweiz wieder ein unruhiges Klima jenseits der Musik zu erwarten.