Eurovision Contest 2024: Wird der Text von „October Rain“ geändert?

Wenn Pop zu Politik wird: Israels Präsident schaltet sich ein. Rundfunkanstalt will Song von Eden Golan überprüfen

Der anhaltende Zoff um die Teilnahme von Israel beim ESC 2024, der vom 07. bis 11 Mai im südschwedischen Malmö stattfindet, erreicht mittlerweile höchste Polit-Kreise. Israels Präsident Isaac Herzog hat sich in die laufende Debatte eingeschaltet und fordert „notwendige Anpassungen“ in den Lyrics des Songs „October Rain“.

Nach Boykott-Forderungen gegen Israel von diversen skandinavischen Künstler-Initiativen hatten auch die offiziellen Veranstalter einige Text-Passage moniert, die sich auf den Hamas-Anschlag vom 7. Oktober beziehen könnten. Das alles vor dem regulatorischen Hintergrund, dass sich der ESC als „politikfreie Zone“ definiert. Demnach können die Ausrichter Teilnehmer disqualifizieren, die gegen die Regeln der Neutralität verstoßen.

Israels nationaler Fernsehsender KAN übernimmt in diesem Fall die Auswahl des Beitrags Für 2024 ist es die Ballade „October Rain“, vorgetragen von 20jährigen Sängerin Eden Golan, die in der regionalen Casting-Show „The Next Star“ als Gewinnerin des Contests hervorging.

Der Text des Songs kursierte anfangs in israelischen Medien. Später wurde dieser von KAN bestätigt. Er enthält (frei übersetzte) Zeilen wie „Es gibt keine Luft mehr zum atmen“ oder „Sie alle waren gute Kinder, jedes einzelne von ihnen“. Unschwer als Anspielungen auf Menschen in Schutzräumen zu identifizieren. Ein Bezug zur brutalen Hamas-Attacke bei einem Open Air Rave in der Wüste. Ein Exzess, der letztlich den neuen Gaza-Krieg ausgelöst hatte.

Einen Bezug wiederum zum Guns-N‘-Roses-Klassiker „November Rain“ konnte bislang nicht diagnostiziert werden. Hier überwiegen eher düstere Herz-Schmerz-Bekundungen: „I know that you can love me when there’s no one left to blame. So never mind the darkness, we still can find a way. Cause nothin‘ lasts forever, even cold November rain …“

KAN erklärte, sie habe die Autoren von „October Rain“ und dem zweitplatzierten Song-Projekt „Dance Forever“ aufgefordert, ihre Texte zu überarbeiten und dabei so weit wie möglich ihre künstlerische Freiheit zu wahren. Anschließend wird sie offiziell einen Song auswählen, den sie dem Eurovisionskomitee vorlegen wird.

Die European Broadcasting Union (EBU), die den Eurovision Song Contest als Dachorganisation organisiert und veranstaltet, hatte zuvor erklärt, sie wäre dabei, den Text von „Octocber Rain“ zu checken. Auf diesbezügliche Anfragen diverser Medien hat die EBU bislang nicht reagiert.

Die israelische Rundfunkanstalt hingegen erklärte, sie habe den Änderungen auf Bitten des israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog zugestimmt:

„Der Präsident betonte uns gegenüber, dass gerade in dieser Zeit, in der diejenigen, die uns hassen, versuchen, den Staat Israel von jeder Bühne zu verdrängen und zu boykottieren, Israel seine Stimme mit Stolz und erhobenem Haupt erheben und seine Flagge in jedem Weltforum hissen muss. Besonders in diesem Jahr“, heißt es bei KAN.

Der ach so unpolitische Neo-Schlager-Wettbewerb wird damit weiterhin zum Austragungsort erbittert geführter Auseinandersetzungen auch in der (Pop-)Kultur, wie zuletzt auf der Berlinale oder auch bei der Architektur-Biennale, die am 20. April in Venedig startet.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates