Free Electric Man

Die Strokes wollten die Songs ihres Gitarristen Albert Hammond jr. nicht haben. Jetzt hat er ein Soloalbum gemacht

Wie ein schüchterner Junge, der aus Versehen in eine Horde extrem lässiger Typen hineingeraten ist, guckt einem Albert Hammond jr. meistens aus den Promofotos der Strokes entgegen. Der blasse Wuschelkopf sieht wie einer aus, der sich damit zufrieden gibt, dazu zu gehören. Wie einer, der sich lieber nicht ins Kreative einmischt. Und tatsächlich gibt er zu, dass er nur ein einziges Mal versucht habe, bei den Strokes einen eigenen Song loszuwerden. Doch Julian Casablancas wollte „In Transit“ nicht haben. „Das geht schon in Ordnung“, sagt Hammond sanftmütig seufzend, „schließlich ist Julian der Chef der Band, und er hat seine eigene Vorstellung davon, wie die Strokes klingen sollen.“

Weil er aber doch zu kreativ ist, um für seinen ehemaligen Schulkameraden vom Elite-Internat Institut Le Rosey immer bloß die Rhythmusgitarre zu bedienen, hat Albert Hammond jr. seine Songs jetzt statt bei den Strokes auf einem Soloalbum untergebracht: „Es hat sich gut angefühlt, an meiner eigenen Musik zu arbeiten“, gesteht er, „vor allem nachdem ich so viele Jahre schon Lieder schreibe und sie immer wieder weggeschmissen habe.“ Jede freie Minute hat er für die Aufnahmen der Platte „Yours To Keep“ geopfert, die wenigen Pausen, die der Strokes-Tourplan ihm gönnte, zu Hause in den „Electric Ladyland Studios“ in New York geschuftet.

Obwohl Hammonds Gitarrenarbeit auf der Platte immer wieder auf seine hauptberufliche Tätigkeit bei den Strokes verweist, hätte man dort Songs wie den verträumten Schlafsong „Cartoon Music For Super Heroes“, das niedliche „Call An Ambulance“ oder das lustig mit Posaunen und Trompeten ausklingende „Hard To Live (In The City)“ bestimmt nicht cool genug und viel zu poplastig gefunden: „Ich habe mich schon immer zu der Sorte Popmelodien hingezogen gefühlt, wie sie Buddy Holly oder die Beatles geschrieben haben“, sagt der 26-Jährige, der als Sohn der Siebziger-Pop-Ikone Albert Hammond („It Never Rains In Southern California“, „The Free Electric Band“) familiär durchaus vorbelastet ist, was leichte Popmelodien angeht. „Allerdings fällt es mir schwer, zwischen Rock und Pop zu unterscheiden. Früher galt ja sogar David Bowie als Pop, und heutzutage hat Pop oft so eine negative Konnotation. Wenn Pop aber meint, dass es eingängige Refrains gibt, dann habe ich nichts dagegen, Pop zu machen.“

Mit Bassist Josh Lattanzi und Schlagzeuger Matt Romano hat Hammond trotzdem in bester Rock’n’Roll-Tradition alle Grundtakes des Albums live eingespielt. Außerdem klopften ständig Freunde an die Studiotür. Sean Lennon, Ben Kweller, Jody Porter von Fountains Of Wayne und Strokes-Manager Ryan Gentles wurden genauso eingelassen wie Julian Casablancas. Schließlich ist Albert Hammond jr. nicht nachtragend. Von „Back To The 101“ haben dann alle zusammen eine Art Phil-Spector-Version aufgenommen, die eine B-Seite werden soll. „Da sind acht Akustikgitarren gleichzeitig zu hören“, schwärmt Hammond. Von solchen Wall-Of-Sound-Exzessen abgesehen scheint er aber glücklicherweise gegen so ziemlich jede Form musikalischen Größenwahns immun zu sein. „Ich glaube nicht, dass ich wirklich ein großartiger Sänger und Songwriter bin, und ich werde immer total nervös, wenn ich meine eigenen Sachen spielen muss. Doch ich kann es trotzdem irgendwie nicht lassen. Dazu macht es mir einfach zu viel Spaß“, sagt er und lacht schüchtern.

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