Für seine auralen Tagträume suchte Momus eine Stimme. Und fand sie in Laila France

Laila France sieht gut aus und ist wirklich ganz reizend, aber definitiv kein Lustobjekt. Was ein bißchen überrascht, klingt sie doch auf ihrem Debüt-Album „Orgonon“, die in Zusammenarbeit mit dem englischen Elektropop-Eremiten Momus entstand, wie einer dieser feuchten Träume aus Frankreich, Vanessa Paradis par excellence. Mit piepsiger Jungmädchenstimme singt sie fast ausschließlich von Sex, von der „Sensation des Orgasmus“ oder von „David Hamilton“.

Beim Interview ist bereits ihre Stimme anders, viel tiefer als erwartet Die Erklärung ist einfach: „Ich habe unheimlich üben müssen, um auf dieser Tonhöhe singen zu können“, erklärt die 22jährige mit einer Selbstverständlichkeit, die man heute gerne als postfeministisch deklariert: Ich sehe gut aus, ich bin sexy, ich will Spaß. Aber das hat nichts mit Dir tu tun. Also bild Dir bloß nichts ein.

Selbstbewußtsein. Das ist sowieso toller als alles andere und macht Laila France zur passenden Partnerin für Nicholas Currie. Der einstige Buchhändler nämlich kultiviert unter dem Namen Momus seit Jahren den Status eines obskuren Genies, auch wenn seine brillanten Songs mit den hochmodernen Elektro-Akustik-Arrangements eigentlich ein größeres Publikum verdient hätten. Aber Kompromisse schließen? Nicht doch – es sei denn für Laila France.

„Mein Manager hatte nur nahegelegt, für andere Leute Songs zu schreiben“, präsentiert sich der Musiker als Geschäftsmann. „Ich erreiche nur ein begrenztes Publikum, hieß es, würde aber mit einer Sängerin viel mehr Leute ansprechen.“

Also plazierte er eine Kleinanzeige in einem Pariser Szene-Blatt: Gesucht wurde eine Vokalistin mit Vorliebe für den Sound italienischer Softpornos. Singen konnte Laila zwar nicht, und für sleazy listening hatte sie auch nichts übrig. Aber „diese Anzeige machte mich neugierig“, erzählt sie, und fügt lächelnd hinzu: „Ich bin Pariserin, ich habe vor nichts Angst.“

Nicht mal vor einem dirty old Mitdreißiger, der bekannt ist für detailliert sexualkundliche Poptexte – und sich auch prompt vom Charme der kleinen Französin packen ließ. „Andere konnten besser singen. Aber wir sind uns vom Typ sehr ähnlich.“

Für „Orgonon“ schrieben sowohl Momus als auch Laila France („Ist mein richtiger Name, er klingt nur zufallig nach dem Filmkomponisten Francis Lai“) ausgesprochen intime Texte, die mal ironisch (Momus), mal eher düster (France) ab Statements zu Theorie, Praxis und Kommerzialisierung des Softsex verstanden werden können. Momus zauberte dazu einen sanften Elektro-Sound mit pulsierenden Bässen und weichen Beats, der genau so funktioniert, wie er geplant war: „Ich wollte den Klang ganz nah ans Ohr des Hörers bringen – als würde dir jemand zuflüstern, als würdest du seinen Atem fühlen.“ Soviel ist klar: Er ist der Pornograph des Duos, Laila die Unschuld. „Sie hat mal für eine CD-ROM ein Video gedreht“, grinst er „nackt mit ihrem Freund im Bett Da konnte der interaktive Zuschauer das Paar mit Nudeln bewerfen.“ Laila windet sich neben ihm. „Oh Gott, wie peinlich.“ Aber so sind sie, der Wolf und das Rotkäppchen.

Dazu gibt’s auf „Orgonon“ übrigens gleich den passenden Song: „Wonderhood“. Und natürlich geht es dabei um Sex.

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