Geburt durch Kaiserschnitt

Die großartigen Isolation Years aus Schweden tun sich immer so verdammt schwer, wenn sie tief im Wald in alten Schulhäusern ihre neuen Lieder aufnehmen

Im Gespräch mit Isolation Years wird es einem ganz schwer ums Herz: Anstatt das neue Album zu lobpreisen und sich selbst eine glorreiche Karriere vorherzusagen, spricht Vormann Jakob Nyström von schweren Zeiten, vom inneren Kampf und dem hohen Preis für zufriedenstellende kreative Arbeit. Der Arme.

Für ihr drittes Album hatten sich die sechs Schweden aus dem sonst eher für Hardcore und Metal-Lärm bekannten Umea in den Wald zurückgezogen, in das verlassene Schulhaus eines entlegenen Dorfes nämlich. „Ich kann nicht sagen, daß es Spaß gemacht hat“, seufzt Nyström, noch ganz benommen. „Wenn man zwei Monate aufeinanderhockt und jeden Tag fünfzehn Stunden arbeitet, kann die Stimmung schon etwas angespannt werden. Wir sind einfach keine Sunnyboys, die alles von der leichten Seite nehmen. Ich wünschte, es wäre nicht so. Ich wünschte, es gäbe einen leichteren Weg, um ein Album aufzunehmen. Verdammt, es muß, einen leichteren Weg geben.“

Vielleicht ja in der Zukunft. Das neue, insgesamt dritte Werk entstand jedenfalls unter schlimmen Wehen, auch wenn man das jetzt nicht mehr hören kann. Obwohl im Wald entstanden, verbannen Isolation Years den Folk der ersten Jahre sukzessive und machen Platz für mehr klassischen, leicht psychedelisch gewendeten Songwriter-Pop von beiden Küsten der USA.

Nyström singt seine kleinen melodischen Siege zu bewußt klein und einfach gehaltenen Arrangements, die wesentlich besser auf den Punkt kommen als bei früheren Platten – übrigens unter Auslassung der frommen Lyrik, die bei Isolation Years in der Vergangenheit gelegentlich Kritikerschelte provoziert hat.

„Wenn wir eine Platte aufnehmen, sind wir jedesmal wie ein Haufen Amateure“, sagt Jakob Nyström, der übrigens nicht nur seine Musik, sondern auch seine wörtliche Rede im Interview sehr schwer nimmt „Wir kennen dann nur ein Ziel: die den Songs innewohnende Bedeutung vollständig zu erfüllen.“ Dafür muß man manchmal in den Wald – ein ehrenvoller Kampf!

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