Gigi D’Agostino vertreibt Schatten von Sylt
Einziger Deutschland-Gig in Berlin. Wird es rechte Störer geben? Vorverkauf für die Show im Velodrom startet
Der Turiner DJ und Remixer Gigi D’Agostino feiert am kommenden Mittwoch seinen 58. Geburtstag. Hinter den Decks gilt er als alter Hase, der in den 1990er-Jahren das sehr italienische Nischen-Genre Lento Violento (frei übersetzt: „langsam heftig“) erfand. Eine Form der elektronischen Musik, bei der D’Agostino und seine Disco-Kollegen die BPM-Zahl der Tracks per Pitch Control am Plattenspieler langsamer abspielten. Später erwuchs daraus eine Produktionsform, die zwischen Trance und Techno oszillierte und auch in den Mega-Clubs von Ibiza beliebt war.
Der bekannteste Hit des Mannes, der gerne mit einem weißen Zylinder auftritt, an dem ein Deko-Schmetterling klemmt, ist „L’Amour Toujours“. Kurzum: ein Gute-Laune-Showman, der seit Jahrzehnten international unterwegs ist.
Zu Gigis Klassikern zählen auch „Bla Bla Bla“, „The Riddle“ oder „In My Mind“. Songs, die eine bestimmte Dancefloor-Spielart ausmachen und für durchgetanzte Nächte zwischen Mailand und den Strandclubs an der Adria-Küste stehen.
Missbrauch auf Sylt und anderswo
In diesem Zusammenhang ist es umso bitterer, dass „L’Amour Toujours“ in den vergangenen Jahren eine besondere Aufmerksamkeit erhielt: Der Track wurde im Mai 2024 von champagnertrunkenen Luxus-People mit rechtsradikalen Neigungen auf einer Party im Außenbereich der Pony-Bar in Kampen auf Sylt vereinnahmt. Aber nicht nur dort. Der stumpf umgetextete Song kam auf zahlreichen Sommer- und Schützenfesten zum Einsatz.
In Interviews zeigte sich der Italo-Altmeister verwundert bis angewidert über diese feindliche Übernahme. Er betonte, dass sein Sound traditionell auf Offenheit, Vielfalt und „positive, gemeinschaftliche Erfahrungen“ setzt. Ein Spirit, der komplett gegensätzlich zu den „Ausländer raus“-Gröhlern steht.
Einziger Deutschland-Termin im Oktober
Nun kündigt sich für den 1. Oktober 2026 ein D’Agostino-Mega-Erlebnis an. Der Italo-Sound-Creator kommt mit einer „immersiven“ 360-Grad-Show in die Berliner Multifunktionsarena Velodrom. Der einzige Termin in Deutschland. Für Österreich sind Einzel-Events annonciert, mit Stopps in Graz (Februar), Wien (Mai), Innsbruck (Juni) und Linz (Juni).
In der Pressemeldung des Veranstalters heißt es: „Er verwandelt die Arena für eine Nacht in ein riesiges, vibrierendes Klanglabor. Die Show ist weniger Konzert als immersiver Kosmos: Surround-Sound, raumgreifende Projektionen und eine ausgeklügelte Lichtarchitektur verschmelzen zu einem Erlebnis, das Publikum und Bühne in denselben elektronischen Orbit zieht.“
D’Agostino selbst hat mehrfach betont, wie sehr ihn Berlins elektronische Szene inspiriert. Die Stadt, sagt er, habe etwas Unerschöpfliches – eine Mischung aus Freiheit, Chaos und Kreativität, die ihm seit jeher Energie gibt. Auch seine humorvolle Schwäche für die Berliner Currywurst hat er nie verheimlicht.
Vorverkauf startet am Freitag
Der Vorverkauf für dieses audiovisuelle Großereignis startet am morgigen Freitag (12. Dezember). Bleibt die vage Frage, ob zu diesem Rausch aus Licht und Rhythmus auch rechte Trolle einsickern.
Zu einem Dance-Event, in dem nichts „Rechtes“ zu finden ist. Bislang ist es schwer vorstellbar, dass die Gigi-Shows in Prenzlauer Berg oder Österreich in einem unguten Sinne „umgedreht“ werden können.