Greet ings from L.A.

Es ist bereits die fünfte Expedition in die Neue Welt - und inzwischen hat das anfangs eher verstörte US-Publikum die exotischen Teutonen längst ins Herz geschlossen. Auf der neuerlichen Erkundung des Wilden Westens konnte Fotograf Olaf Heine die Männer aus dem Wilden Osten für einige Tage begleiten, während Flake - Rammsteins Tastenmann seine Eindrücke zu Papier brachte.

Der Flugzeugfriedhof im Death Valley war das Verrückteste, das ich je gesehen habe. Gleich nDereben dem militärischen Sperrgebiet, in dem alle möglichen Flugabwehr-Gerätschaften unter realistischen Bedingungen erprobt werden, liegt das aeronautische Freilichtmuseum, in dem die fliegenden Kisten der tollkühnen Männer ihre letzte Ruhe finden. All diese alten Flugzeuge, zum Teil auf dem Bauch liegend, zum Teil einfach nur beeindruckend groß – das war schon ein irres Szenario. Hier liegen sogar die alten Rosinenbomber aus dem 2. Weltkrieg, und die mal aus der Nähe zu sehen, ist für uns als Berliner natürlich noch mal ein ganz besonderes Ding.

Wenn wir hier auf Tour sind, wollen wir halt möglichst viel von dem Land mitbekommen. An unserem letzten day cjfsind wir beispielsweise zum Lake Mead gefahren, einem gigantischen Stausee, aus dem die überspülten Berge wie Inseln herausragen. Ein wahnsinnig aufregender Anblick. Da, als wir stundenlang mit unseren Jetskis immer nur geradeaus gerast sind, habe ich wirklich begriffen, wie unheimlich groß dieses Land ist. Das ist schon beeindruckend.

Die Größenordnungen sind hier in jeder Beziehung andere als in Deutschland – bei 4000 Zuschauem spricht man z. B. noch von einem „Gubkonzert“! Obwohl das ja nun auch nicht sooo klein ist, machen wir solche „Gubkonzerte“ viel lieber als die großen Arenen in Deutschland – der Kontakt ist einfach viel direkter und intensiver. Du schmeckst den Schweiß und spürst

die Nähe der Leute – man spielt dann auch besser, auch weil man als Gruppe stärkeren Kontakt zueinander hat. Wenn ich auf den deutschen Bühnen mal zu Paul will, bin ich ja gleich fünf Minuten unterwegs!

Die Großstädte in Amerika wirken dagegen seltsamerweise immer eher klein. Pompöse Metropolen sucht man hier vergebens – ich habe immer das Gefühl, wir spielen in… Unna vielleicht.

Nur die Peripherien, die sind natürlich extrem weitläufig. Neulich haben wir in Pontiac gespielt – genau, die Stadt, in der einst das Auto desselben Namens gebaut wurde. Um ehrlich zu sein: Ich würde keine einzige Minute freiwillig in diesem öden, toten Wüstenkaff verbringen. Ein schrecklicher Ort! Als dann aber abends wie aus dem Nichts 2000 Leute auftauchten, um unser Konzert zu sehen, war ich echt berührt.

Fünf Tourneen haben wir bereits hier gemacht – und trotzdem sind unsere USA-Trips immer auch private Expeditionen. Mit ein paar Konzerten kann man ein derart riesiges Land nicht erschöpfend abdecken.

Bei unserem ersten Gig, vor vielen Jahren in New brk, haben wir nachts um vier in einem winzigen Gub vor sieben Mann gespielt. Glücklicherweise war einer davon von der Plattenfirma. Er war hellauf begeistert und sagte, wir müssten unbedingt wiederkommen. Was wir dann auch gemacht haben, und mittlerweile kommen bis zu 4000 Zuschauer. Eine schöne Entwicklung, oder?

Für -j‘-e Aiv>enfcaneristdas“Teuto

nische“ in unserer Musik das einzige, was sie wirklich dingfest machen können. Die schätzen es, wenn deutsche Bands deutsch klingen – und eben nicht amerikanisch! Praktisch jeder Amerikaner, den wir treffen, sagt erst mal: „Achtung! Verboten!“ – und findet das dann saukomisch. Uns irritiert das nicht, wir vertrauen ganz auf unsere Musik und wissen ja, dass wir nicht vordergründig Marschmusik in unsere Songs einbauen, nur um die vordergründigen Klischees und Erwartungshaltungen zu befriedigen.

Um Nu-Metal und das“Adidas-Rock“Publikum machen wir inzwischen eher einen Bogen. Diese Szene kann in den USA mit Rammstein offenbar wenig anfangen. Das haben wir auf der „Family Values“-Tour mit Limp Bizkit, Korn und ähnlichen Bands zu spüren bekommen. Seitdem machen wir hier lieber unser eigenes Ding und laden Opener ein, die uns persönlich gefallen und die auch vom Publikum besser passen. Nach Skunk Anansie sind diesmal beispielsweise die Manson-Zöglinge Godhead dabei.

War uns auffiel, und zwar schon von Anfang an: Die Amis sind unserer Musik gegenüber unglaublich aufgeschlossen. Und begeisterungsfahig! Aus Deutschland kommt ja immer wieder der gleiche Einwand: „Die verstehen doch eure Texte gar nicht! Ihr werdet schon an der Sprachbarriere scheitern.“ Unsinn! Ich habe von all den englisch sprachigen Bands, deren glühender Fan ich war, mein Leben lang gar nichts verstanden, da wir im Osten in der Schule ja nur Russisch hatten. Man kann von Musik fasziniert sein, auch wenn man kein einziges Wbrt versteht

Für unsere nächste Show müssen wir in den USA wohl oder übel ein bisschen abspecken – wir sind hier schließlich mit einem einzigen Truck unterwegs, und je nach dem, was der örtliche „Fire Marshall“ uns erlaubt, bauen wir die Pyros auf oder nicht. Wenn gar nichts geht, hängen wir ein Schild an den Eingang, so dass die Leute zumindest Bescheid wissen. In den meisten Fällen läuft’s aber problemlos: Die „Fire Marshalls“ kriegen schnell mit, dass wir zum einen mit Feuer gut umgehen können – und zum anderen willens sind, die örtlichen Bestimmungen zu respektieren. Wenn man sich gut benimmt, empfiehlt der jeweils zuständige Mensch einen dann auch gleich an seinen Kollegen in der nächsten Stadt weiter. So läuft das hier.

Die Oberflächlichkeit der Amerikaner mag vielleicht ein Klischee sein, ist aber doch so real und greifbar, dass ich mich noch immer nicht daran gewöhnen kann. Andererseits fühle ich mich in den Staaten mittlerweile viel weniger fremd als noch zu Anfang. Wenn ich beispielsweise heute durch ein typisches Schwärzen-Viertel gehe und dabei eine halbe Stunde lang keinen Weißen sehe, bin ich trotzdem nicht paranoid. Denn selbst wenn der vermeintliche schwarze Bösewicht deinen Weg kreuzen sollte, tut er dir nichts, da er genau weiß, dass du entweder einen triftigen Grund hast, dort zu sein oder aber völlig wahnsinnig und also gefährlich bist. Davon abgesehen: Ich würde nachts auch nicht freiwillig durch Berlin-Marzahn laufen.

Auf der -e+Z+en Tour wurden Paul und ich verhaftet Der örtliche Sheriff hatte Anstoß genommen an der sexuell angeblich anrüchigen Nummer, die wir in „Bück‘ Dich“ eingebaut hatten. Gleich nach dem Gig ging’s in den Knast. Nicht mal duschen durften wir! Die U-Haft war wirklich kein Spaß. In unserer Zelle gab es ein paar extrem aggressive Typen. Ich hatte wirklich Schiss, weil einem klar wird, dass man hier keinen bequatschen kann, sondern ausschließlich deren goodwiü ausgeliefert ist. Ein scheiß Gefühl!

Nachdem wir 12000 Dollar Kaution gestellt hatten, durften wir zwar raus, mussten aber an jedem day off nach New York fliegen und uns melden. Am Ende bekamen wir sechs Monate Bewährung und haben uns in dieser Zeit natürlich nicht sehen lassen. Denn eins hab ich gelernt: Wenn die Amis dich auch nur beim Pinkeln an der Straßenecke erwischen

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