Großes Trommeln – The Dodos
Die kalifornischen Dodos lieben es archaisch und perkussiv. In unserem Interview sagen sie, warum das so ist. Und sprechen über Hühner.
Zu Beginn seiner musikalischen Karriere war Meric Long einer dieser coffeehouse folker mit akustischer Gitarre und einer kleinen Loop-Station. Nichts besonderes. Long hatte aber von Anfang an mehr im Kopf als nur ein paar Grundakkorde, hatte sich mit afrikanischer Perkussion auseinandergesetzt und überhaupt eine große Vorliebe für laute Trommeln entwickelt. „I’m a sucker for big drums“, bestätigt Long, „Es hat nur eine Weile gedauert, bis ich eine Vorstellung davon hatte, wie ich sie einsetzen kann.“
Auftritt Logan Kroeber: Über einen Mitbewohner in seiner WG in San Francisco lernte Long den Trommler kennen, mit dem er seither das Duo The Dodos bildet. Bei den Dodos wird tatsächlich sehr perkussiv getrommelt, weit weg von den Standard-Beats. Kroeber, ursprünglich ein Metal-Drummer, spielt nicht artig im Hintergrund, sondern laut, direkt neben der akustischen Gitarre. Die Musik, die so entsteht, hat manchmal etwas Archaisches, Afrikanisches, verrät aber insgesamt doch eine Nähe zu Blues, Folk und Psychedelik, wie man sie Ende der Sechziger spielte. Wobei Long mit weicher Stimme singt, nicht wie ein Shouter. „Ich habe lange gebraucht, um meinen Sinn für Rhythmik neu zu strukturieren, bevor ich diese Lieder schreiben konnte“, erklärt Long. „Ich wollte einen Sound, der ganz nah ist und dich von allen Seiten umgibt. So als würdest du deinen Kopf in das Schallloch einer Gitarre stecken. Die anderen Klänge kommen und gehen – woher und wohin, kannst du nicht genau sagen.“ Für Long ist diese Musik nicht so sehr ein musikhistorischer Verweis, sondern die Umsetzung eines inneren Bildes. „Ich habe immer so eine schemenhafte Erinnerung, wenn ich unsere Musik höre: Ich sitze hinten in einem Van und fahre durch eine weite Landschaft. Alles ist irgendwie in ein blaues Licht getaucht, wie in einem Traum.“
Bevor The Dodos 2006 auf eine mehr oder minder noch immer laufende Tour gingen, arbeitete Meric Long übrigens als Koch. „Ich habe in einem Restaurant in San Francisco gearbeitet, in dem ich pro Schicht 50 bis 70 Hühner in einem Steinofen gebacken und dann serviert habe. Es ist seltsam… ich habe so viel Zeit mit dem Zerschneiden dieser toten Vögel verbracht, dass ich eine seltsame Beziehung zu ihnen aufgebaut habe.“ Eine Beziehung, die sich ja auch im Bandnamen niederschlägt. „Das ist doch ein komischer Vogel, oder?! Seltsam und tragisch, das fasziniert mich.“
Das aktuelle Album, „Visiter“, ist übrigens schon das zweite, das die Dodos in der beschriebenen Weise aufgenommen haben. Jetzt, wo wir uns gerade anfreunden, müssen wir uns schon wieder auf etwas Neues gefasst machen. „Noch so eine Platte können wir nicht machen – die Idee ist voll realisiert, eine Wiederholung wäre langweilig. Aber die großen Trommeln werden bleiben.“