Heiße Helene

Halbzeit im deutschen Chartsbetrieb. Eine kleine Blonde lehrt den alten Kämpen das Fürchten. Die Zeitenwende im Deutschpop

Die Charts im Eins-zu-Null-Hochsommer sind wenig aussagekräftig. Tendieren doch die Verkäufe dieser Tagen gen null. So ist der sensationelle Aufstieg des deutschägyptischen Sängers Andreas Bourani weniger sensationell, als manch Illustrierte glaubt. Sein halbgarer Kickerhit „Auf uns“ kann kaum mit „Buenos Dias, Argentina“ (1978) oder gar den britischen 1996er „Three Lions“ mithalten. Die Bilanz der ersten sechs Monate klingt da schon interessanter. Hier spielt sich das unverstellte Musikleben ab – vom Betriebsfest bis zum Feuerwehrball in Bad Oeynhausen. Repräsentiert wird diese realness vom ungleichen Duo Pharrell Williams (bei den Singles mit „Happy“) und Helene Fischer (mit dem Album „Farbenspiel“).

Frau Fischer steht mit „Atemlos durch die Nacht“ auch prominent in der Singlesliste. Neben Deutschrappern und Katy Perry. Sehr schön die Abfolge von Platz eins und zwei bei den Alben: Hot Helene vor Speed-Rapper Kollegah – der deutsche Soundtrack 2014. Wenn man dann noch Marteria, Bushido und Xavier Naidoo auf den Folgeplätzen berücksichtigt, müssen sich die Hüter der Muttersprache keine Sorgen machen. Wobei wir bei der „coolsten Frau Deutschlands“ wären: Noch vor ihrer September-Tour durch 26 Städte sind Jubelstürme um das „scharfe Gerät“ („Bild“) ausgebrochen.“Vom russischen Plattenbau-Kind zur deutschen Ikone“ titelte ,,Gala“ und ist schlicht hin und weg. Die ,,SZ“ nannte die 29-Jährige zwar „Fräulein Zuckerguss“, doch elfmal Platin, 36-mal Gold und über fünf Millionen verkaufte Einheiten sprechen für sich. Das 1,58 Meter große „Powerpaket“ zog als Kind aus dem sibirischen Krasnojarsk nach Wöllstein bei Bad Kreuznach im Hunsrück und besuchte dort eine ordentliche Realschule. Heute spricht der Boulevard von „bockscharfen Auftritten“ und der gemeinsamen Mallorca-Villa mit Florian Silbereisen. Zweifellos ein „Fischerjahr“, das mit ihrer Rolle beim ewig missverstandenen Til Schweiger im Hamburger „Tatort“ noch lange nicht zu Ende sein wird.

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