Helge Schneider

Woher und warum kommen diese enthusiasmierten Menschen, die an gleich zwei Abenden die ehrwürdige Musikhalle füllen? Natürlich feiern sie sich auch selbst und ihren Humor, und ihren Helge kennen sie schon seit Jahren, gern aus der Zeit, „als er noch vor acht Leuten aufgetreten ist“. 1500 sind es heute, Hamburger auch noch, die Helge schön ärgern kann für ihre hanseatische Zurückhaltung (man tobt nur ein bißchen am Anfang) und die Aussprache des Buchstaben S, und gestern war er in Uelzen. Damit hat er gleich die wichtigsten running gags des Abends beisammen, dazu den Diener Bruno und die Justierung des Mikrophons.

Ein Solo-Abend fast, den Helge Schneider unmutig und aufreizend mit einem quälenden Piano-Potpourri beginnt, derweil die Zeit zerrinnt und, wie der Künstler höhnend weiß, „die ersten schon eingeschlafen sind“. Aber Helge hat Zeit, wenn er „auf Arbeit“ ist, verschlurft die Pointen, vertändelt sich in Plaudereien, verhakt sich in improvisierten Vorträgen, bis sie im Unfug aufgelöst und ausgelöscht sind. Bei Helge Schneider kann man dem Nonsense bei der Arbeit zusehen: wie anscheinend nichts funktioniert, alles aus dem Ärmel geschüttelt und spontan hingeworfen wird. Das ist Schneiders Täuschung: Seine Komik entwickelt sich ex negativo, aus dem natürlich gewollten Unvermögen zur Präzision, des Publikums Unlust zum Hören richtiger Musik, der tröstlichen Abwesenheit von Stringenz und Sinn.

Hutzelig hampelt der Kindmann zwischen Flügel und Wurlitzer-Orgel mit Rhythmus-Programm herum; gibt beiläufig Elvis und Wecker und Mey und Clayderman und Michael Jackson, zerspielt mit Hilfe des Publikums das „Katzeklo“ und holt zu heillos zerfahrenen Exkursen über Bauarbeiter, Beethoven und den banalen Quatsch des Lebens aus. Seine staunenswerten Lieder heißen noch immer „Cox Rhythmus“ und „Der Tod in den Schuhen“, fast Moritate, fast Rock’n’Roll, fast Free Jazz und, tja, Dekonstruktion. Schneiders genialisches Treiben beschreiben zu wollen, bedeutet zu scheitern. Das ist das Charmante daran. Fitze fitze fatze.

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