Heute neu im Plattenregal

Ab sofort gibt es jede Woche einen virtuellen Einkaufszettel für den wöchentlichen Gang zum Neuheitenregal, dargereicht mit Videos, Rezensionen und was das Internet so hergibt. Diese Woche mit Neuem dabei: Charlatans, Brandon Flowers, Interpol, Brian Wilson.

1000 Robota – „Ufo“
Schnöselige Schreihälse oder wütende Junggenies? Die Meinungen über dieses junge Trio aus Hamburg gehen seit ihrem Debüt „Du nicht er nicht sie nicht“ und ihrem Shirtspruch-kompatiblen Hit „Hamburg brennt“ weit auseinander. Der heute erscheinende Zweitling „Ufo“ setzt nicht mehr auf Parolenschreierei, sondern eher auf unterschwellige Spannungen, die auf das ein oder andere Krautrock-Album in der MP3-Sammlung der jungen Protagonisten schließen lässt. Zwei neue Songs gibt es auf der Myspace-Seite der Band und hier den Clip zur aktuellen Single und ein kurzes Making-of:

1000 Robota – Er sagt from 1000 Robota on Vimeo.

The Charlatans – „Who We Touch“
Das elfte Studioalbum der Band ist alles andere als schlecht – findet zumindest Rezensent Daniel Koch in seiner Kritik in der aktuellen Ausgabe. Sein Fazit: „Ein Britpopüberbleibsel, das sich nicht in der Öffentlichkeit zerfleischt oder nach New York geht, um mit einem verschmockten Album zurückzukehren, sondern einfach nur seinen Job macht – das ist doch zur Abwechslung auch mal ganz erfrischend.“ Hier noch der Clip zur ersten Single „Love Is Ending“, leider ohne das rumpelige Intro, das einem auf dem Album in den ersten Sekunden so schön vor den Kopf schlägt:

Nikka Costa – „Prowhoa“
Darf es noch eine überdrehte, quietschige Popdiva mehr sein? Oder vielmehr eine Popdiva-Azubine, die die Frisuren von Miss Goldfrapp aufträgt, die Kleider von Kylie Minogue und die High Heels von Lady Gaga? Und die sich dabei musikalisch bei all den genannten bedient (was sie jedoch gelegentlich so gekonnt tut, dass ein ordentlicher Radiopopsong herauskommt)? Bitteschön, hier kommt Miss Nikka Costa und ihre Single „Ching Ching Ching“:

Brandon Flowers – „Flamingo“
Das Soloalbum des Killers-Sänger, das klingt wie die Killers in Noch-Poppiger. Manchmal gar bis zur Schmerzgrenze, wie im Song „Magdalena“, dessen ersten zehn Sekunden nun wirklich klingen, als hätte er sie bei den Flippers geborgt. Was ja schon mal bei „Human“ der Fall war… Das Album konnte man bei uns bereits vorhören. Und noch das aktuelle Video zur Single „Crossfire“:

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Goo Goo Dolls – „Something For The Rest Of Us“
„Gibt’s die auch noch?“ zum Ersten: Die Goo Goo Dolls aus Buffalo im Staate New York mit ihrem mittlerweile neunten Studioalbum, das wieder gen Bon Jovi schielt, aber ein paar Ligen weiter unten spielt. Findet auch unser Rezensent Andreas Walker, der beinahe vernichtend einen Stern vergibt und konstatiert: „Privatsenderproletenrock für die Fans, die noch übrig sind.“ Autsch. Wer den Goos noch eine Chance geben will, hier das zumindest sehr schön gefilmte und besetzte Video zur Single „Home“:

Helmet – „Seeing Eye Dog
„Gibt’s die auch noch?“ zum Zweiten: Helmet – bzw. Page Hamilton and friends – haben ein neues Album, das klingen will wie die alten, ohne dabei freilich wie einst „Betty“ und „Meantime“ ins Post-Hardcore-Paradies zu führen. Wuchtig und böse klingen sie zwar immer noch, die Frage, ob man das außerhalb der Neunziger noch hören mag, bleibt dennoch im Raum. Hier gibt’s ein paar Songs for free, nach denen ein Jeder die eben genannte Frage für sich beantworten darf:

Herrenmagazin – „Das wird alles einmal dir gehören
Indie made in Hamburg – da gibt es ja eine Menge von. Wer den etwas nasal-nöligen Gesang von Deniz Jaspersen mochte, fand auf ihrem Debüt „Atzelgift“ aus dem Jahr 2008 durchaus Gelungenes wie die melancholische Absturzbeweihräucherung „Lichter der Stadt“. Lob vom Kettcar-Sänger Wiebusch und Jan Müller von Tocotronic waren sicher auch hilfreich. Auf Album Nummer zwei klingt man nun etwas glatter, zelebriert aber weiterhin diese Attitüde zerschossener Melancholie, die in diesem Genre schon immer gut ging. Als Kostprobe kann man sich derweil hier den Song „Alle Sind So“ for free von der Band schenken lassen.

Interpol – „Interpol“
Das vierte, schlichtweg „Interpol“ genannte Album der New Yorker ist das Abschiedsgeschenk des Bassisten und Arrangeurs Carlos Dengler, der nicht nur mit seinem extravaganten Auftreten die Bühnenshows bereitete, sondern auch mit seiner Kompositionskunst dunkle Akzente setzte. Das beweist nicht zuletzt dieses Album, dass man hier bei uns schon mal vorhören kann und für das Joachim Hentschel in unserer Septemberausgabe immerhin dreieinhalb Sterne vergibt. Hier noch das aktuelle Video zur Single „Barricade“:

Joshua Radin – „Simple Times“
Simple tunes for simple times – könnte man zum gefälligen Folkpop des Amerikaners sagen. Wer bei Jack Johnson Gänsehaut statt Ausschlag bekommt, findet hier jedoch einen Vertreter des Genres, der sein Handwerk versteht und genau das schnurrende Timbre mitbringt, dass man für Lyrics wie diese braucht: „Some kind of magic happens late at night / when the moon smiles down at me…“. Hier zum Reinhören die aktuelle Single:

Richard Thompson – „Dream Attic“
„I love kittens and little babies, can’t you see that’s the kind of guy I am“ – so beginnt der Opening Track „The Money Shuffle“, mit dem das Fairport Convention-Gründungsmitglieds sein neues, live eingespieltes Album beginnt. Bevor man sich um den sonst so gesunden Zynismus Thompsons sorgt, merkt man schnell, dass er hier lediglich die Fassade eines geldgeilen Bankers besingt. In den 13 Songs bewegt sich Thompson wieder gekonnt zwischen Folk und Rock und lässt seine Songs wieder ganz wunderbar herummäandern. Das Album kann man momentan komplett anhören – und zwar hier.

Brian Wilson – „Brian Wilson Reimagines Gershwin“
Den Strand hat Brian Wilson lange hinter sich gelassen, nun begibt er sich an den Ursprung des Popsongs. So erklärte er auf die Frage, warum er die Songs der Gebrüder Gershwin neu vertonen wolle: „Neben Irving Berlin hat George Gershwin eigentlich den Popsong erfunden, aber das ist nicht alles. Er hatte eine spezielle Gabe für gute Melodien, an die niemand anders heranreicht. Trotzdem ist seine Musik zeitlos und immer ansprechend. Dieses ist das spirituellste Projekt, an dem ich je gearbeitet habe.“ Hier gibt’s einen etwas verschmockten Kurzfilm, der das Projekt erklärt und auch ein paar Songs hören lässt:

Zusammengestellt von Daniel Koch

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