Ich und Bowie

2 WÜRDEN NICHT existieren ohne ihn! Unsere geliebte Welt der Musik? Sie wäre eine andere, gäbe es da nicht diesen einen Sänger mit Vogelnestfrisur und Sonnenbrille aus Liverpool. Das erzählt Ian Mc-Culloch nämlich gerne: Bono &Co. wollten damals, in den frühen 80er-Jahren, genauso klingen wie seine Band Echo &The Bunnymen. Dabei präsentierten sie sich aber dermaßen durchschnittlich, dass sie zwangsläufig Erfolg haben mussten! Wo doch das beste Album aller Zeiten „Ocean Rain“ heißt -1984 bereits vor Erscheinen in den eigenen Anzeigen als solches tituliert. Die Großmäuligkeit der Gallaghers, wo haben sie die her? Exakt! Es gibt Gründe, warum man ihn „Mac the Mouth“ nennt.

Nun hat er auch noch die „Wiederauferstehung“ von David Bowie mitzuverantworten. Auf seinem vierten, zugegebenermaßen bislang besten und ausgewogensten Solowerk „Pro Patria Mori“ dankt die 54-jährige Postpunk-Ikone ihrem eigenen Idol für die Inspiration und bekundet ihre Sorge um dessen Gesundheitszustand. „Aber kaum habe ich ‚Me And David Bowie‘ aufgenommen, kommt er uns mit dem ersten Lebenszeichen seit zehn Jahren! Plus Ausstellung! Ich hätte das Stück mit ‚Now hear this, David Jones‘ beginnen sollen, in Anspielung an Bowies ‚Song For Dylan‘. Aber Jones reimt sich nicht! Auch wenn sie musikalisch nicht so klingt, ist diese neue Platte irgendwie mein ‚Hunky Dory‘.“ Prompt stimmt Mac „Kooks“ an, den Song von eben jenem vierten Bowie-Album.

Kürzlich musste er jedoch demütigend kleine Brötchen backen. Auf Anraten seines damaligen Managements ließ McCulloch „Pro Patria Mori“ zunächst über die Crowdfunding-Plattform Pledge-Music von seinen Fans finanzieren. Und kam bald mit dem daran hängenden Rattenschwanz nicht mehr klar. „Hier ein Update, da ein persönliches Wort Immerzu musste ich irgendetwas signieren, da hatte ich doch gar keine Zeit für!“ Zumal sich niemand auf Angebote wie „Download plus Ians Armani-Sonnenbrille“ für 500 Pfund einließ. „Der nächste Vorschlag meines alten Managements wäre gewesen, dass ich mich als Straßenmusiker hätte verdingen sollen. Ich! Wo ich doch ,The Killing Moon‘ geschrieben habe!“

Mit neuer Beratungskompetenz läuft es nun wieder in geordneten Bahnen. „Pro Patria Mori“ ist gerade unter dem Titel „Holy Ghosts“ als Doppelpack beim ehrwürdigen Label Edsel Records erschienen – zusammen mit einem Live-Mitschnitt eines ganz speziellen Konzertes von 2012 in der Londoner Union Chapel. Die hervorragenden Neubearbeitungen von eigenen Klassikern wie „The Killing Moon“ und „Bring On The Dancing Horses“ werden dabei als „orchestral“ angepriesen – was den Eindruck erweckt, McCulloch sei dort mit einem vielköpfigen Orchester aufgetreten. Eine Mogelpackung, die funktioniert, denn es klingt haargenau so. „Fantastisch, wie mein Produzent Youth das hinbekommen hat, oder? Er wird auch die neue Echo &The Bunnymen produzieren, die im Herbst erscheint. Die wird das Beste sein, was ich jemals aufgenommen habe. Es fühlt sich an wie ein absoluter Neuanfang, denn ich bin jetzt eine andere Person. Als ich begann, an ‚Pro Patria Mori‘ zu arbeiten, befand ich mich noch im Nebel. Seitdem aber habe ich mich von Alkohol und Drogen verabschiedet.“ Sagt’s und beginnt abermals zu singen: „… talkin‘ ‚bout my regeneration …“

Mit dem Bunnymen-Gitarristen Will Sergeant verbinden unseren Lieblings-Prahlhans nun 35 mehr oder weniger gemeinsame Jahre. Etliche on and offs haben sie überstanden, die Partnerschaft überdauerte auch McCullochs Ehe mit Lorraine Fox. „Wir sind länger zusammen als die Queen und Prinz Philip“, scherzt McCulloch. „Und wir sind noch nicht fertig. Die Texte des kommenden Albums sind sehr aufrichtig. Es wird das beste sein, das …“

Schön, dass Mac damals „Hunky Dory“ entdeckte und sich entschloss, Sänger zu werden – und nicht Mittelstürmer beim FC Liverpool. Schon weil ihm vieles zu kommerziell geworden sei im Fußballgeschäft. Aber einigen Spielern schenkt er immer noch seine Hochachtung. „Dass Luis Suárez gesperrt wurde, ist leider meine Schuld“, gesteht McCulloch. „Hätte ich mich nicht über seine Zähne ausgelassen – er hätte seinen Gegenspieler nicht gebissen!“ Auch der Fußball wäre ein anderer ohne diesen Mann.

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