„Jahresrückblick 2003 – Oktober: „Political Science“

Wenn Michael Moore oder R.E.M. sich über ihren Präsidenten beschweren, heißt es oft, sie „repräsentieren das andere Amerika“. Worauf Moore stets sagt: „Nein, die Mehrheit!“ Mit RANDY NEWMAN ist das ähnlich. Will man zumindest glauben, wenn man ihn in seiner Heimat auftreten sieht. Im „Bimbo’s 365 Club“ zu San Francisco singt er im Oktober vor begeisterten Landsleuten, die bei jedem Witz über die eigene Großmannssucht, Oberflächlichkeit, Gier lachen. Ein bisschen verzweifelt klingt das, ein bisschen traurig, aber sie lachen. Am meisten, als er „Political Science“ anstimmt. „Asia’s too crowded and Europe’s too old/ Africa is far too hot/ And Canada’s too cold/ And South America stole our name/ Let’s drop the big one/ There’ll be no one left to blame us.“ Randy entschuldigt sich – anders als viele Kollegen – nicht für seinen Oberkommandanten. Er hat ja schon 1972 gewusst, dass es mal so kommen könnte. Ihn kann nichts mehr schockieren, glaubt man – und dann singt er ganz ohne Zwischenwitzchen „The World Isn’t Fair“, und alle werden still. Aber eine Welt, in der es Randy Newman gibt, kann gar nicht so schlecht sein.

Indes sagen TRAVIS ihre Meinung ein wenig simpler. Aber wer brächte es übers Herz, Fran Healy nicht zu lieben, wenn er so inbrünstig singt: „Oh please don’t give up/ You have a voice – don’t lose it/ You have a choice – so choose it/ You have a brain – so use it/ The time has come to peace the fuck out“. Die zarten Schotten als politische Aktivisten? Irgendwann hat eben sogar Franny die Schnauze voll.

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