Jenseits von Leben und Tod

Nach dem weltweiten Triumph von "The Sixth Sense" ist auch "UNBREAKABLE -UNZERBRECHLICH" mit Bruce Willis wieder ein meisterliches Mystery-Drama

Gemeinhin hält man Leute wie M. Night Shyamalan für Angeber oder Spinner. Schon bei seiner ersten Begegnung mit Bhavna Vaswani habe er gewusst, dass er jene heiraten würde. Er wusste ebenso, dass er eines Tages ein Drehbuch für zwei Millionen Dollar verkaufen und es mit Bruce Willis verfilmen würde. Und als er schließlich den ersten rough cut von „The Sixdi Sense“ begutachtete, sagte er zu seinem Produzenten: „Wir werden für den Oscar nominiert. Aber gewinnen werden wir ihn nicht.“

Disney zahlte ihm für das Script zu „The Sixth Sense“ dann sogar drei Millionen Dollar. Bruce Willis sagte sofort zu. Und der Film wurde gleich für sechs Oscars nominiert, darunter in wichtigen Kategorien wie Produktion, Regie und Drehbuch, hat aber keinen bekommen. Dafür spielte er weltweit 700 Millionen Dollar an den Kinokassen ein und gehört damit zu den zehn erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.

Ein Visionär? Ein Genie? Ein Zufall jedenfalls war der Durchbruch des 30jährigen Regisseurs nicht. Geboren in Indien und aufgewachsen in Philadelphia (wo er noch immer lebt und auch dreht), filmte er schon als Achtjähriger mit einer Super-8-Kamera herum, übte sich dann an Szenen aus JE.T.“ und „Nightmare On Elm Street“ und konnte noch vor seinem Studium an der Filmhochschule von New York 45 Kurzfilme vorweisen. In seiner ersten Seminararbeit befragte er für eine Dokumentation die Ladenbesitzer in Greenwich Village, ob sie an übersinnliche Kräfte glauben würden.

Denn Shyamalan glaubt an Spiritualität und ans Schicksal. In seinem ersten Spielfilm JPraying With Anger“, für 750 000 Dollar überwiegend von seinen Eltern und Verwandten finanziert, spielt er selbst einen sogenannten ABCD (American-Born Confused Desi), der sich in Indien auf eine Reise nach seinen Ursprüngen begibt. Und darin sind schon alle Grundmotive angelegt, die sich ebenso durch seine drei späteren Filme ziehen sollen wie persönliche Erfahrungen, Ängste, Haltungen und biografische Details.

Im komödiantischen Drama „Wide Awake“ – sein erster Film, der auch in die Kinos kam – begibt sich der katholische Fünftklässler Joshua auf die Suehe nach Gott um sicherzustellen, dass sein gerade verstorbener Großvater auch in den Himmel gekommen ist. Und der Spuk-Thriller „The Sixth Sense“ handelt von dem achtjährigen Cole, der als verhaltensgestört eingestuft wird, bis ein Kinderpsychologe erkennt, dass ruhelose Geister von Gewaltopfern ihn als Medium benutzen.

Shyamaln wurde auf ein katholisches Internat geschickt – die Eltern hofften, ihm würde dort Disziplin beigebracht. Er sei ein „sehr sensibles Kind“ gewesen, sagt Shyamalan, wuchs behütet auf und empfand es als traumatisches, nachts alleine zu sein. Zwar hat er keine Töten gesehen, meinte im Dunkeln aber Stimmen gehört zu haben. „Wenn meine Eltern nach Hause kamen, haben sie mich zitternd in der Ecke vorgefunden.“

Um übernatürliche Wahrnehmungen und schicksalhafte Begegnungen kreist auch sein neuer Film „Unbreakable – Unzerbrechlich“. Bruce Willis ist wieder dabei, „weil er einen feinen Humor hat“, erklärt Shyamalan. Diesmal spielt er den Familienvater David Dünn, Securitymann in einem Football-Stadion, der als einziger von 131 Fahrgästen ein Zugunglück überlebt.

Nur der enigmatische Elijah Price (Samuel L. Jackson) sieht darin kein Glück, sondern in ihm einen „Unzerbrechlichen“, das Gegenstück zu sich selbst. Während David in seinem Leben nicht einmal krank war, ist Elijah mit einer seltenen Krankheit geboren, die seine Knochen splittern lässt wie Glas.

Ein Mystery-Drama, das vom Leben statt dem Tod handelt, aber darin ebenso wie in der dramaturgischen, visuellen und symbolischen Raffinesse ein Sequel darstellt „In ,The Sixth Sense‘ ging es um Kommunikation und wie man mit Ängsten umgeht, was ja viel mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat“, so Shyamalan. Jetzt geht es darum, seinen Platz im Leben zu finden.“ Denn die Ehe des schwermütigen, somnambulen David ist zerrüttet, worunter sein Sohn leidet, der zu ihm aufschauen will und ihn darum für einen unüberwindbaren Helden hält. Tatsächlich ergibt dessen Name Doppelinitialien wie bei der bürgerlichen Identität vieler Superhelden, deren Comics Elijah – in der Bibel ja ein Propheten – fanatisch sammelt Und es ist nicht übertrieben, M. Night Shyamalan als Superstar unter den Filmemachern zu deuten.

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