RS-Interview

Jimmy Page im Interview: „Seifenopern interessieren mich nicht, ich bin schließlich Musiker“

Mit der Wiederveröffentlichung der letzten drei Led-Zeppelin-Studioalben kommt Jimmy Pages Hauptaufgabe der letzten Jahre, den eigenen Backkatalog und somit das eigene Erbe in die (klangliche) Gegenwart zu holen und für die Zukunft zu sichern, zu einem Abschluss. Von Markus Brandstetter

Sie bezeichneten „Presence“ als wichtigstes Album für die Band.

Nun, es war deswegen wichtig, da Robert eben jenen Unfall hatte und über der Zukunft der Band dieses riesige Fragezeichen stand. Würde er sich jemals wieder so bewegen können wie vorher? Was sonst noch alles durch seinen Kopf ging, weiß ich nicht. Vielleicht machte er sich ja Gedanken, ob er jemals wieder Fußball spielen können würde? Ganz abgesehen davon, ob er jemals wieder so performen können würde wie vorher. Nun, und so war es eben genau das: ein für den Moment leben. All diese Umstände, eben dass wir nicht auf Tour gehen würden, dass wir nicht im Madison Square Garden spielen könnten, was damals im Gespräch war – das waren Sachen, die eben nicht passieren würden. Worum es ging, war aber das, was passieren würde. Es war wichtig, alles, was möglich war, in dieses Album reinzustecken und dann so ein unglaubliches Resultat zu erzielen. Es war da eine so riesige Energie, und für die Entwicklung der Band war das sehr wichtig.

Waren sie dann in solchen Zeiten auch so etwas wie ein Motivator für die Band?

Nun, Robert wollte ja unbedingt etwas machen. Das war wichtiger Teil davon, was in diesem Jahr passieren würde. Eben ein Album anstatt einer Tour. Wir wussten, wir wollten es schnell machen, konzentriert. Früher, wenn wir Alben gemacht hatten, hatte ich immer zuvor schon eine Menge Material, mit dem wir ins Studio gingen. Wir waren wirklich getrieben, das hört man schon an den Gitarren. Die Gitarren gehen wirklich nach vorne, und es gibt keine Akustikgitarren auf dem Album. Auf der Companion Disc allerdings gibt es ein Instrumentalstück – das deswegen ein Instrumental ist, weil einfach nie Vocals dazukamen, Robert nie damit begann, sich über Lyrics Gedanken zu machen.

Sie sprechen vom Stück „10 Ribs & All/Carrot Pod Pod (Pod)“.

Ja, aber nennen wir es einfach „Pod“, der Kürze wegen, sonst werden die Interviews so lange. John hatte eine Piano-Nummer geschrieben, und wer auch immer eine Idee hatte, warf sie in den Topf. Robert hat nie damit begonnen, das Stück zu bearbeiten, und ich hatte einige Overdubs für das Stück gemacht – auch Akustikgitarren. Ich finde, das ist das Interessante an den Companion Discs: den Leuten mehr Information geben zu können, was damals passiert ist. Und dass es, mit der Intensität all der anderen Tracks, auch möglich war, ein Stück wie „Pod“ aufzunehmen, das sich so sehr vom vom restlichen Drive von „Presence“ unterscheidet. Man sieht aber auch, dass es gar nicht zu dem gepasst hätte, was „Presence“ dann geworden ist. Das große Fragezeichen bei „Pod“ ist allerdings: Warum haben wir es nicht für „In Through The Outdoor“ verwendet, weiter daran gearbeitet? Darauf weiß ich die Antwort selbst nicht, aber ich bin sehr zufrieden damit, dass ich diese Companion Discs machen konnte, um zu zeigen, dass auch so etwas passiert ist.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum Jimmy Page Herausforderungen liebt.

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