John Cale – München, Backstage

Erwartungen erfüllt und trotzdem überrascht: John Cale und seine Band

Vornehmlich Männer, die aussehen, als hätten sie ihre 70er-Jahre-Jugendzimmer zum ersten Mal seit Ende des Jahrzehnts wieder verlassen, füllen den Raum, als John Cale mit seiner Jungsband die Bühne betritt. Weißes Hemd, verdrehter Schlips, graue, schwarze, rote, blonde Strähnen – auf New-York-Punk gebürstet. „Save Me“ eröffnet, dann „Helen Of Troy“ – kompakt, laut, kompromisslos. Und ein alter Hut. Denn schon vor einem Jahr hatte Cale an gleicher Stelle ganz ähnlich begonnen. Der Song, an dem sich seit Jahrzehnten Laune und Inspiration des eigensinnigen Walisers erkennen lassen, schafft endlich die erhofften Irritationen: „Heartbreak Hotel.“ An diesem Abend mit verfremdeter Stimme vollkommen auf den Kopf gestellt. „Reading My Mind“ folgt in luftiger Version, dann zwei neue Stücke. Das skizzenhafte Porträt „Hey Ray“ und das verschachtelte „A Common Day…“. „Big White Cloud“ und der Minimal-Funk „Hush“ beschließen den spannendsten Teil des Konzertes. Über den Umweg „Outta The Bag“ schließt sich ein Akustikteil mit überirdischen Versionen von „You Know More Than I Know“, „Ship Of Fools“ und „Buffalo Ballet“ an. Überhaupt strahlen die Stücke des wundervollen „Fear“ hier am hellsten. Als Zugabe dieses Abends voller Schönheit und Verstörung gibt’s den paranoiden Titelsong. Cale ist immer noch a man’s best friend.

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