John Lee Hooker – The Ultimate Collection

Zu einer Zeit, als sich Delta Blues und elektrischer Nachkriegs-Aufbruch trafen, gebar das 20. Jahrhundert sein purstes und doch schmutzigstes Kind: John Lee Hooker hielt mit „Boogie Chillen“ der Monotonie des Großstadt-Alltags und der Knochenarbeit der späten vierziger Jahre ein Megaphon vor die trockenen Stimmbänder. Tief spirituell, betörend gelassen und mit hypnotischem Flow packte er den Blues an seinen Innereien und injizierte ihm eine schmerzhafte Spritze voll schwarzer Magie. Intuitiv, versteht sich. Oft untermalte er sein Gemurmel mit nur einem Akkord – E-Dur7, der meist verwendete Bluesakkord der letzten gefühlten 3000 Jahre – schraubte spartanische, kratzig nachhallende Riffs aus seiner Gitarre, ungefiltert wie der Dreck der Straße, den er auf seinem Weg nach Detroit gefressen hatte, und berichtete gleichförmig aus seinem gepeitschten Herzen. Und dies in einem Englisch, bei dessen grammatikalischer Unbedarftheit jedem Sekundarstufe-2-Lehrer vor Schreck die Wimpern ausfallen. Der sitzende Opa mit der Hochwasserhose blieb zeitlebens ein Unikum, wie ein verknöcherter Apfelbaum in der Wüste Gobi, dessen Sound auf Keith Richards und Bob Dylans Geburtstagspartys läuft und aus der Entwicklung des Rock unwegdenkbar ist. Seine Konzerte hingegen glichen einer Geisterbeschwörung, strotzten vor der Kraft des Urtümlichen und zeigten Hooker in stoischer Ruhe seinen Rhythmus in den Bühnenboden stampfen. Sein Tod im Jahre 2001 schärfte die Sinne der Musikwelt für seine Stilmerkmale nachhaltig. auch beim weißen Publikum zu beträchtlicher Popularität brachte und Das Erbe des Jahrzehnte lang in kommerzieller Irrelevanz verharrten John Lee Hooker wurde letztlich sogar in der Swingband von Chick Webb, wo er als Ansager der Songs an seinem heilig gesprochen. Endlich.

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