Jonestown-Massaker-Stätte erstmals für Tourismus geöffnet
Private Reisegruppe bietet (umstrittene) Führungen durch das Gelände des Peoples Temple von Jim Jones in Guyana an – nach Jahrzehnten des Verfalls

Der Ort des Jonestown-Massakers in Guyana, bei dem 1978 über 900 Menschen durch Massenselbstmord oder Mord im Zusammenhang mit der von Jim Jones geführten Sekte Peoples Temple ums Leben kamen, ist für den Tourismus geöffnet worden.
Nach jahrzehntelangem Verfall kündigte ein privates Tourismusunternehmen in dem südamerikanischen Land Guyana Ende 2024 an, Führungen durch das ehemalige Gelände anzubieten. Eine Entscheidung, die damals auf heftige Kontroversen stieß.
„Wir denken, es ist an der Zeit. So etwas passiert überall auf der Welt“, sagte Rose Sewcharran, Direktorin des Tourismusunternehmens Wanderlust Adventures. Sie sprach mit der Associated Press im Jahr 2024. „Es gibt viele Beispiele für dunklen, morbiden Tourismus auf der ganzen Welt. Darunter Auschwitz. Und das Holocaust-Museum.“
Umstrittenes Angebot mit staatlicher Genehmigung
Wenige Monate später bietet Wanderlust – mit Genehmigung der Regierung von Guyana – die sogenannte „Jonestown Memorial Tour“ für Touristen an. Laut der „New York Times“ umfasst das Angebot auch Flüge in die Hauptstadt Georgetown. Sowie eine einstündige Fahrt mit einem Kleinbus zu den spärlichen Überresten der Peoples-Temple-Siedlung.
Die langjährige Kongressabgeordnete Jackie Speier, die 1978 bei einem Angriff in Guyana schwer verletzt wurde, gehörte zu den lautstarken Kritikern der Entscheidung von Wanderlust. Speier war damals Assistentin des US-Kongressabgeordneten Leo Ryan. Den haben Mitgliedern des Peoples Temple getötet. Ryan war nach Guyana gereist, um Vorwürfen über festgehaltene Personen nachzugehen.
„Kein Ort für Abenteuer-Tourismus“
„Ich war entsetzt, weil das kein Ort ist, der zu einer Touristenattraktion gemacht werden sollte“, sagte Speier im Dezember 2024 gegenüber KTVU. „Und dass ein Unternehmen so etwas für Abenteuer-Tourismus hält, verfehlt völlig den Punkt.“
Die erste Jonestown-Tour umfasste laut „New York Times“ zwei Verwandte Sewcharrans, zwei Journalisten und zwei Touristen. Sewcharran betonte, das Ziel der Tour sei nicht Sensationslust. Sondern die Auseinandersetzung mit „den Gefahren von Manipulation, unkontrollierter Macht und den Umständen, die zu diesem verheerenden Ereignis führten“.