Kanye West wird zum Kämpfer für die Wahrheit. Sagt er.

Schön, dass man endlich mal wieder über Kanye West schreiben kann und dabei nicht durch den Gossipmatsch waten muss. Diesmal geht's um Musik - und zwar seine. West kündigt Neues an und will in den Dienste der Wahrheit treten.

Kanye West dürfte der einzige Künstler sein, der halböffentlich von Barack Obama als „Jackass“ bezeichnet wurde. Aber West macht es einem auch manchmal zu leicht, ihn als ebenso großen Idioten wie Künstler zu sehen. Der Fauxpas, der ihn für Obama zum „Jackass“ machte, war sein Auftritt bei den letztjährigen MTV Video Awards in New York. Dort platzte er in die Dankesrede von Taylor Swift, um allen mitzuteilen, dass ja eigentlich Beyoncé den Preis für das beste Video verdient hätte. Damit wurde er zum Wiederholungstäter: Schon Jahre zuvor hatte er bei den MTV Europe Awards die Bühne geentert und gebrüllt, dass nicht Justice vs. Simian den Preis für ihren „We Are Your Friends“-Clip verdient hätten, sondern er für seinen zu „Touch The Sky“ – weil dieser ja immerhin eine Million Dollar gekostet hätte.

Nun übt sich West in seinem eigenen Blog allerdings in Demut, bedankt sich für die „Liebe und den Support“ der letzten sechs Jahre und sagt: „Ich bin so froh, wieder im Studio zu sein und neue Musik zu machen! Ich werde mein Bestes geben, genauso wie (NBA-Basketballer) Kobe Bryant es auf dem Spielfeld tut.“ Es sei traurig, dass viele Rapper im Alter schlechter werden würden, aber: „Wahre Poeten werden besser.“ Deshalb werde er bereitwillig in die Fußstapfen von „Maya Angelou, Gill Scott Herron und Nina Simone“ treten, die eben auch mit der Zeit und dem Alter besser geworden seien. Ganz genau wie er. Allerdings hatten besagte zum Glück noch nicht den Autotune-Effekt zur Hand – der ja Wests letztes Album entscheidend prägte.

West appelliert an die Künstler und Dichter der Jetztzeit, „die Wahrheit akkurat abzubilden“, um einen Gegenpol zu jenen zu bildchen, die „versuchen die Geschichte umzuschreiben“. Man solle immer die Möglichkeit haben, auf Werke wie seines zu schauen, um „Wahrheit in einer Welt voller manipulierter Nachrichten zu finden.“ Den Eintrag im Original kann man hier nachlesen. Leider begeht West am Ende des Eintrags noch einen absoluten STil-Fauxpas: Nach der Ankündigung, dass er nun einen Weg suche, um seinen Aufruf in Reimform zu bringen, beendet er den Eintrag mit den heutzutage im Netz geächteten Buchstaben: „LOL“. Traurig.

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