Komische Frage!

Popstar-Interviews, zur Abwechslung gezeichnet

Hat irgendwer Zeit für eine vierseitige Story über den Sänger Adam Green, in der praktisch nichts passiert? Kurzinhalt: Green hat einen seiner verträumten Tage, reagiert auf eine Interviewfrage mit stundenlangem Grübeln, bis eine Verehrerin auftaucht und ihn um ein gemeinsames Foto bittet. In der Comic-Fassung sieht man abwechselnd die Interviewer, die verzweifelt mit dem Schlaf kämpfen, und das punktäugige Mädchen, das die Situation rettet. Das erste Kapitel aus „Inter View – Pop Comics Vol.2“ (Ehapa/Egmont Verlag) von Jörg Scheller und Christopher Tauber, und überraschend einer der aussagekräftigsten Beiträge über Green, der je erschienen ist.

Vor vier Jahren haben die Autoren, Vertreter der zurzeit euphorisch blubbernden jungen deutschen Comic-Szene, den ersten Band veröffentlicht: tatsächlich geführte Pop-Star-Interviews, nicht in verkrampfte Feature-Texte verpackt, sondern gezeichnet, im zweiten Band (mit CD): Kindheits-Anekdoten der Fantastischen vier, Lebensbeichten von Henry Rollins und Lemmy, ein Nouvelle-Vague-Stückchen über Ben Folds, das auf einem einzigen Interview-Satz basiert. Die Unprominenteren kriegen die besten Geschichten – die Sängerin der Quarks beim Vietnam-Abenteuer, ein Einblick ins Management der Magnetic Fields. Dass Comics den Pop besser abbilden als naturalistischhässliche Promo-Fotos, ist klar. Das Schönste an diesem Edel-Indie-Fanzine ist jedoch, wie jeder erkenntnishemmende Respekt gegenüber den Künstlern verschwindet, sobald man sie als Strichmännchen zeichnet. Niedlich, aber ganz groß.

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