Konkurrenz für Bridget

Das Romandebüt von MOON UNIT ZAPPA

Wenn dich deine Eltern Mondeinheit nennen, hast du die Chance auf ein normales Leben praktisch schon verpasst Für Moon UnitZappa kam es aber noch schlimmer. Vor fast 20 Jahren gelang ihr mit dem Song ^Valley Girl“ in den USA ein Nummer-eins-Hit – und viele deuteten das Duett mit Vater Frank schon als den Zenit ihrer Karriere. Moon war gerade mal 15.

Heute singt sie immer noch, tanzt und schauspielert, bildhauert und malt Vor allem aber schreibt sie. Ihr erster Roman, „America the Beautiful“ (Heyne, 28 Mark) ist

laut Moon „zu 17,2 Prozent autobiografisch“, aber zum bloßen Stochern nach Informationen ist die gewitzte Geschichte viel zu schade. Protagonistin America lebt in LA^ und zwar vor allem vom Geld ihres verstorbenen Vaters, dem berühmten Maler Boris Throne. Natürlich sucht man nach Parallelen zu Frank Zappa, zumal Americas Geschwister gleich Dweezil und Diva heißen könnten, so deutlich sind sie nach deren Vorbild gezeichnet Aber es ist nicht die bittersüße Beschreibung des ungewöhnlichen Familienlebens, die das Buch über die Massen der Frauen-findenzu-sich-selbst- Romane hinaushebt Es ist Zappas Fähigkeit, tatsächlich eine Art „,High Fidelity‘ für Mädchen“ zu kreiieren, wie es ihr Ziel war.

Die Kapitel beginnen mit Songzitaten, die leider auch ins Deutsche übersetzt wurden. Dann breitet America auf 380 Seiten all ihre Wut aus – sie hat aber auch Pech mit Männern: Der eine macht per Fax Schluss, der andere tauscht einfach die Schlüssel aus. Und auf der Psychiatercouch merkt sie, dass sie ihren Vater immer noch hasst, weil er nie für sie da war und dann einfach starb. Im bewegendsten Moment des Romans gibt sie zu, dass ihr die ach so freizügige Erziehung ein Grauen war: „Ich wünschte mir, sie sollten alle tot umfallen, und eines Tages tat mein Vater genau das. So. Sind Sie jetzt zufrieden?“ Der Doktor schickt America in ein Holzhütten-Camp, wo sie eine Woche schweigen muss und – tja – zu sich selbst findet. Da verrennt sich Moon Unit Zappa ein bisschen, kann sich kaum entscheiden zwischen Sarkasmus angesichts des Hippie-Klischees und dem Geständnis, dass eine Woche in der Natur mehr Seelenfrieden bringt als 28 Jahre in Los Angeles.

Wer zwischen 25 bis 35 ist und immer in halb ironischem, halb melancholischem Ton über Mann und die Welt schreibt, muss sich den Vergleich mit Helen Fielding schon gefallen lassen. Während deren Heldin Bridget Jones zwar hochneurotisch, aber doch nicht völlig verzweifelt ist, hat man mit America allerdings mehr Mitleid. Sie klammert, heult und rennt von einem Unglück zum nächsten, also von Mann zu Mann. Und Zappa schont einen nicht, sie schildert gnadenlos jedes Detail der Tragödie, bis zum versöhnlichen Schluss.

Im echten Leben gibt’s auch ein Happy End. Die Kindheit mit einem Rockstar scheint Moon Unit Zappa verkraftet zu haben. Sie plant gerade ihre Hochzeit mit Paul Doucette – dem Drummer von Matchbox 20.

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